Das kanonische Recht in Böhmen und Mähren.
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Ländern“ Studierende, insbesondere auch Fürstensöhne und
Adelige sowie kirchliche Prälaten herbeiströmten und nach
ihrer Rückkehr in die Heimat den Ruhm der Universität,
an welcher sie ihre Ausbildung gefunden hatten, in der Fremde
verbreiteten. Von dem Ansehen, das die Schöpfung Karls IV.
genoß, hat auch Polens König Wladislaus Jagiello 1400
Zeugnis abgelegt, als er nach Bestätigung der schon früher
ins Leben gerufenen Universität in Krakau durch den Papst
die Hochschule wiederherstellte und bei diesem Anlasse her-
vorhob: videmus et ad oculos experimur, quomodo Bononia
et Padua Italiam fortificat et exornat, qualiterque Praga
Bohemiam illustrat et extollit.1)
Schon im Jahre 1386 wurde an die neu begründete
Hochschule zu Heidelberg als Rechtslehrer Johann de Noet
von Prag berufen2), der an seiner neuen Wirkungsstätte eine
ehrenvolle Stellung fand, dort fünfmal zur Würde des Rektors
erhoben wurde und seine Vorträge mit einer Erläuterung des
IV. Buches der Dekretalen einleitete. Reiche literarische
Hilfsmittel standen ihm zu Gebote; in seiner Bibliothek be-
fanden sich außer den vollständigen Pandekten und der Summa
Azonis auch des Franzosen Heinrich Bohic distinctiones in
libros quinque decretalium, ein durch Klarheit, Zitatenfülle,
Selbständigkeit und Dialektik hervorragendes Werk aus dem
Gründungsjahre der Prager Universität (1348), endlich die
novella Joannis Andreae. Auch die übrigen vier Rechtslehrer,
denen in Heidelberg die Behandlung der verschiedenen Teile
des corpus juris canonici in Vorträgen zufiel, hatten in Prag
die gelehrten Grade erworben. Es waren dies: mag.Johannes
de Colenhusen, mag.Henricus de Angeren, Fridericus Schowart,
Treverensis, sämtlich Lizentiaten in decretis der Prager Rechts-
fakultät, und Gerardus Radinck de Grünhagen, doctor de-
cretorum derselben.3)
') Denifle 1. c. I 8. 628 A. 1655. — 2) Monum. Univ. Prag. I p.3:
anno 1385 rector universitatis juristarum studii Pragensis intitulavit
Joannem de Noet hic licentiatum et doctoratum. C. L. Tolner,
Historia palatina (Frankfordii ad Moen. 1700 Dipl. p. 123 A. b), p. 129).
— 3) Töpke, Die Matrikel der Univ. Heidelberg 1 8. 3, 694. Mag.
Heinrich von Angeren ist gleichzeitig mit Rudolf, princeps de Anhalt,
als dessen Informator immatrikuliert in Prag als baccalaureus in de-
cretis 1380 (Mon. univ. Prag. II p. 126) und wird 1394 hier als doctor
Zeitschrift für Rechtsgeschichte. XXXIV. Kan. Abt. III. 7