Full text: Neues Archiv für preussisches Recht und Verfahren, sowie für deutsches Privatrecht (Jg. 10 (1845))

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alt oder neu, vergangen oder gegenwärtig, so ist die
Frage, woher er entstanden, wie ihm abzuhelfen, sofort
entschieden. Ein fertiges Modewort bezeichnet die Quelle
des Uebels, ein zweites das Mittel znr Abhülfe und
das Problem der Zeit ist gelöst. Man kann diese Pro-
zedur nicht unbedingt verwerfen. Sie ist nicht nur bequem
für den . Journal- und Konversationsgebrauch, sondern
auch nützlich. Solche Schlagworte sind stets bereite
Hörner, in welche die Tageswächter der Zeit hinein-
blasen mögen, wenn sie merken, daß es irgendwo nicht
ganz richtig ist.
Wer aber helfen und bessern will, der thut wohl
daran, nicht ohne Weiteres in den lauten Chor mit
einzustimmen, sondern aufzumerken, mit kaltem Blute
ruhig zu forschen und sich nicht irre machen zu lassen,
wenn er es den Allzeitfertigen nicht gleich recht machen
kann.
Zu den Wörtern, welche auf diese Weise mit einer
theils idealen, theils gespenstischen Persönlichkeit bekleidet
sind, gehören im Gebiete der Rechtswissenschaft, z. B.
Ocffentlichkeit und Mündlichkeit, nud die Heimlichkeit
und Schriftlichkeit. Tie einen betrachtet man als die
Geister des Lichts, die anderen als die Geister der Fin-
sterniß; hier erblickt man das gute, dort das böse Prin,
zip, und zwar was der Eine hier findet, findet der
Andere dort. Auf diese Weise werden schlickte und harmlose
Tinge, die, in ihrer einfachen Realität betrachtet, viel-
leicht einer friedlichen und ersprießlichen Vereinigung
fähig sind, in Partcizeichcn nmgcwandclt, für und
gegen welche man mit so leidenschaftlicher Heftigkeit und

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