Full text: Jherings Jahrbücher für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts (Bd. 65 = 2.F. 29 (1915))

Emil Stroh al.

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die eminent gesteigerte Wirksamkeit, welche die folgende
Periode seines Lebens brachte, haben ihm nach meiner Ueber-
zeugung nicht entfernt einen Ersatz für das gebracht, was
er an innerer Zufriedenheit und Menschenglück verloren
hatte. Denn in Wahrheit war Strohal trotz dem Anschein
der Festigkeit, welchen überlegene Intelligenz und würde-
volle Erscheinung ihm verliehen, doch eine weiche und liebe-
bedürftige Natur, empfänglich und dankbar für jedes Zeichen
der Freundschaft, das ihm erwiesen wurde, und nicht un-
empfindlich, wo es ihm an solcher zu mangeln schien.
In Göttingen nun fand er mit seiner Familie die herz-
lichste Aufnahme; insbesondere mit Victor Ehrenberg und
dessen Gattin Helene, der liebenswürdigen Tochter Rudolf
IHerings, befestigten sich die Beziehungen, welche schon
zu Jherings Lebzeiten begründet worden waren, zu einer
herzlichen Freundschaft. Dieses Haus war eine der wenigen
Stätten, an welchen Strohal noch in seinen späteren
Jahren sich immer wohl und glücklich gefühlt hat, und wo
man das fröhliche Lachen seiner früheren Zeit noch konnte
erschallen hören. Auch die Umgebung von Göttingen, die
waldige Hügellandschaft mit ihren angenehmen Spazier-
gängen und die Ruhe der guten alten Gelehrtenstadt taten
seinem von traurigen Erinnerungen und mancher häuslichen
Sorge gequälten Herzen besonders wohl: die Nähe von
Berlin und Halle, wo die Freunde Otto v. Gierke,
Heinrich Brunner und Franz v. Liszt verweilten
und der verwaisten Kinder mit Liebe gedachten, das alles
ließ ihm Göttingen als ein Asyl erscheinen. Er hat an
dieses stets mit Liebe zurückgedacht. „Ich lasse mich wieder
nach Göttingen zurückberufen", das war das cetorum eonbso,
welches ich in Leipzig öfter von ihm gehört habe, wenn ihm
drückende Prüfungslast und ähnliches unbequem wurde. Das

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