Full text: Jherings Jahrbücher für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts (Bd. 62 = 2.F. 26 (1913))

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Adolf Last,

Besitzerwerb durch Stellvertreter, ferner einen Hinweis auf den
Besitzerwerb des Dominus ministerio des Prokurators sinden;
von einem Besitzerwerb durch bloße Erklärung ist darin nicht
die Rede ff. Das abstrakte Besitzkonstitut war ein bloßes
Paktum und ein solches Konstitut kannte das römische Recht
nicht. Indem also Theorie und Praxis seit den Glossatoren
bis auf unsere Tage einem Paktum Traditionswirkung bei-
legten, waren sie über das römische Recht hinausgewachsen* 2).
Daher bedeutet der Widerspruch gegen das abstrakte Kon-
stitut in Theorie und Praxis des gemeinen Rechtes eine Rück-
kehr zu den Quellen des römischen Rechtes. Mit Recht weist
Exner einerseits darauf f)tn3), daß in allen Quellenstellen,
die das Besitzkonstitut betreffen, ein Rechtsverhältnis hervor-
tritt, das den Konstituenten zum Detentor des Besitzerwerbers
macht, und anderseits auf
1. 48 D. h. t. (Papinian. 636):
Praedia cum servis donavit eorumque se tradidisse
possessionem litteris declaravit, si vel unus ex servis,
qui simul cum praediis donatus est, ad eum, qui donum
accepit, pervenit, mox in praedia remissus est, per servum
praediorum possessionem quaesitam ceterorumque ser-
vorum constabit.
Hier wird der Schenkung mit Besitzübertragungserklärung
Traditionswirkung abgesprochen. Papinian hat also in einer
solchen Erklärung ein constitutum possessorium nicht ge-

is Siehe oben S. 195 ff.
2) Vgl. Köhler int ArchBürgR. 18, 10ff; Biermann
a. a. O. 400; Wellspacher, Das Vertrauen auf äußere Tat-
bestände 147 f.
3) Exner, Die Lehre vom Rechtserwerb durch Tradition 144
Anm. 36 und in den Verhandlungen des XV. deutschen Juristentags
1, 7 f.

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