Full text: Jherings Jahrbücher für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts (Bd. 34 = N.F. 22 (1895))

Die Uebertragung des Nießbrauchs.

283

Bestellers aufnimmt, so vollzieht stch ein Rechtsübergang. Dieser
kann, nach neuerer Terminologie *), „translatio" oder „kon-
stitutiv" sein. Der translative Rechtsübergang läßt nach her-
gebrachter Vorstellung den Erwerber in das Recht seines Vor-
mannes. auctor, einrücken, macht ihn zu dessen successor,
Rechtsnachfolger. Der konstitutive Uebergang dagegen leitet
aus dem „Mutterrecht" des Vormannes ein in seinem Bestände
von jenem abhängiges „Tochterrecht" ab.
Ich werde nachzuweisen suchen, daß die Römer von der
völligen Unübertragbarkeit des Nießbrauches zur konstitutiven
Uebertragung fortgeschritten sind, und daß die moderne Praxis
in Weiterverfolgung einer schon in Rom bemerkbaren Tendenz
dte konstitutive Uebertragung zur translativen ausgestaltet hat.
Indessen muß ich vorerst hier einem mehrfach vertretenen
Irrthum begegnen, der aus nicht genügender Beachtung des
eben beschriebenen Wesens des Rechtsüberganges entspringt. Es
ist — und zwar auch von Vertretern der herrschenden Meinung —
behauptet worden, die Römer hätten in einem besonderen Falle
eine translative Uebertragung des Nießbrauches mit allen Wir-
kungen gekannt 1 2), das ergebe sich aus L. 29 de usu et usu-
fructu 33, 2:
„81 quis usumfructum legatum sibi alii restituere
rogatus sit eumque in fundum induxit fruendi causa,
licet jure civili morte et capitis deminutione ex per-
sona legatarii pereat ususfructus, quod huic ipso jure
adquisitus est, tamen praetor jurisdictione sua id
agere debet, ut idem servetur, quod futurum
esset, si ei cui ex fideicommisso restitu-
tus esset, legati jure adquisitus esset“.
1) Bekker, System des Pandektenrechts i §33; Regels bergcr,
Pandekten § 120.
2) Elvers, S- 247; Wind scheid, § 205 Anm. 5.
19*

Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer