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Fritz Litten,
Nicht also weil der Mensch durch Führen des Hundes an
jenem Orte den Schaden verursacht hat, sondern weil das
menschliche Verhalten pflichtwidrig, also schuldhaft
war, wird die Klage gewährt.
Nicht so deutlich ist die erste Hälfte des Konditionalsatzes.
Das „8i contineri firmius ad alio poterit" enthält lediglick
dem Wortsinne nach und für sich betrachtet nichts, was zur
Abgabe eines ethischen Unwerturteils, welches das 688entiale
des Schuldbegriffes in seiner Reinheit bildet, berechtigen würde.
Hier hilft die zweite Beweisstelle Eiseles weiter (1. 8
§ 1 ad teg. Aq. IX, 2):
„Mulionem quoque, si per imperitiam impetum mula-
rum retinere non potuerit, si eae alienum hominem
obtriverint, vulgo dicitur culpae nomine teneri, idem
dicitur et si propter infirmitatem sustinere mula-
rum impetum non potuerit: nec videtur iniquum, si
infirmitas culpae adnumeretur, cum affectare quis-
que non debeat, in quo vel intellegit vel intel-
legere debet, infirmitatem suam alii periculosam
futuram, idem iuris est in persona eius, qui impetum
equi, quo vehebatur, propter imperitiam vel infirmi-
tatem retinere non poterit.“
Merkwürdigerweise findet Eise le darin das Zugeständnis,
„daß hier unter Umständen von culpa . . nicht mehr ge-
sprochen werden kann", und sieht in der Wendung „nee videtur
iniquum" einen Rechtfertigungsversuch des Gaius.
Uns scheint die Stelle das gerade Gegenteil zu besagen, näm-
lich folgendes: Nicht jede infirmitas ist als cu!pa anzusprechen.
In den hier in Rede stehenden Fällen geschieht es freilich, und
dies ist auch nicht unbillig. Denn hier ist der Sachverhalt dahin
zu beurteilen, daß der infirmus nach etwas strebt, bei dein er ein-