Der Verzug de- Gläubiger-.
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es dem Schuldner gestattet, vendere vinum bona fide: id est
quantum sine ipsius incommodo fieri potest operam dare
ut quam minime detrimento sit ea res em tori (1. 1 § 3
D. 18, 6).
Die Geltung des Selbsthilfeverkaufes ist im gemeinen
Rechte unbestritten1 2 3 4). Man verlangt, namentlich in der Praxis,
vorherige Androhung, die aber unterbleiben darf, wenn dies
vereinbart oder wegen Gefahr im Verzüge geboten ist'). Für
die Androhung genügt nicht Bekanntmachung in öffentlichen
Blättern oder durch Börsenanschlag'), sondern sie muß an den
Gläubiger erfolgen. Doch ist sonst für den Verkauf keine
Form vorgeschrieben; er braucht insbesondere nicht öffentlich
zu geschehen^). Dagegen soll er bona fide erfolgen, d. h. so,
daß der höchst möglich: Preis erzielt werde.
Das B.G.B. (§8 383-386) hat das Verkaufsrecht im
Anschluß an das Handelsrecht weit eingehender geregelt unter
größerer Berücksichtigung des Interesses des Gläubigers. Zu-
nächst ist der Verkauf nur zulässig, wenn die geschuldete Sache
1) Sintern-, S. 214; Windscheid, S. 284 Note 6; Dern-
burg, S. 118; Köhler in Jhering's Jahrb., Bd. >7 S. 339;
Ulrich, S. 91; Schey, S. 40; Hirsch, S. 99ff. Vergl die Ent-
scheidungen: de- O.A.G. in Woisenbüttel vom 20. März 1849 in
Seuffert's Archiv, Bd. ii Nr. 231 S. 149; de- Obertribunals in
Stuttgart vom 18. Dezember 1860, daselbst Bd. 14 Nr- 122 S. 656;
de- O.A.G. in Dresden vom 26. März 1868, daselbst Bd. 17 Nr. 272
S. 373. Nur v- Madai, S. 471 will dieses Recht auf den Weinkauf
beschränken.
2) Bergl. Entsch. de- O.A.G. in München vom 1. März 1862 in
Seuffert's Archiv, Bd. 16 Nr- 25 S. 24.
3) Vergl. die Entsch. de- O.A.G. in Lübeck vom so. März 1851 in
Seuffert's Archiv, Bd. 5 Nr. 156 S. 766.
4) Vergl. die in Note 3 citirte Entsch. und die Entsch. desselben Ge-
richts vom 27. September 1845 in Seuffert's Archiv, Bd. 8 Nr. 851
S- 580.