Full text: Rheinisches Museum für Jurisprudenz (Jg. 2 (1828))

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türlich auch der Stoff desselben ist, und so leicht es sich auch
von selbst ergicbt: wie oft mag nicht in der neulich erst vor-
übergegangenen Zeit der Bcdrängniß und Unterjochung Todes
halber geschenkt worden seyn, selbst von den Großen, die ihre
Domänen dem Handgriff eines beutefrohcn Siegers entziehen
wollten, und sie deswegen mittlerweile dem Privateigenthnm
anvertrauten —; Form und Gestaltung hat ihm doch erst die
Schule gegeben. Ist es denn nun aber ein Nechtsinstitut, so
sollte man auch denken, es müsse im Recht ein eignes Daseyn
haben. Aber schon seitdem Justinian so geredet hat, als
sey cs zwar eine mortis causa donatio aber doch nichts wei-
ter als ein Legatum, hat man sich alle ersinnliche Mühe ge-
geben, ihm im wirklichen Recht sein Dasein zu verkümmern,
ja es ihm ganz zu entreißen: bald hat man cs zum Legat,
bald zum Erbvertrag, bald zum acceptirten Fideicommiß oder
Codicill machen wollen, bald hat man ganz heterogeueu Rechtö-
stoff, wie z. B. ein testamentum reciprocum in dasselbe hin-
eintragen, und so durch Fremdartiges es in sich selbst auflö-
sen wollen113). Wer in einer ernsthaften Sache scherzen mögte,
würde es sich wie einen Wundervogel vorstelleu, der nicht
zum Stehen gelangen kann, weil ihm die Füße dazu fehlen,
ja dem sogar auch der Sitz und alle Ruhe versagt ist, weil
er zwar Kopf und Flügel und Schweif, kurz fast alles, nur
keinen Leib hat; und noch dazu würde er durch dieses Gleich-
niß mit der ernstem Wahrheit ziemlich Zusammentreffen. Man
wird es mir zugebeu müssen: wer einer Sache ihr Wesen
raubt, der nimmt ihr so gut wie ihren Leib und ihr Leben.
Nun lehren aber unsere Schriftgelehrten, »donatio mortis causa
sey in allem Wesentlichen Legat«; sie ist also wirklich Legat,
und was könnte sie noch anders seyn? etwa donatio mortis
causa? ohne alles Wesen, was sie vom Legat noch unter-
113) Daß man sogar bei den juristischen Klassikern dieses selbige
feindseelige Verfahren hat antreffen wollen, wollte ich hier »och gar
nicht in Anrege bringen.

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