4 Bericht über die Eröffnung des B.-O.-H.-G.
meister Dr. Koch dem Bundes-Oberhandelsgericht ein herzliches
Willkommen entgegen, wobei er die hohe nationale Bedeutung
dieser Schöpfung hervorhob, des gewaltigen Eindruckes der über
Deutschland hereingebrochenen Friedensstörung und des durch den
kurz vor der Eröffnungsfeierlichkeit bekannt gewordenen ersten
siegreichen Erfolg der deutschen Truppen hervorgehobenen Jubels
gedachte, die Brücke vom Norden zum Süden Deutschlands, für
welche er in dem Gerichtshöfe den erstell Pfeiler errichtet gesehen
habe, für inzwischen mit Einem Schlage vollendet erklärte, die
Hoffnung aussprach, daß das deutsche Volk, wenn es künftig in
der emsigen Arbeit des Verkehrs eines Rechtsschutzes bedürfen
würde, ohne Unterschied zwischen Nord und Süd unseres Vater-
lands denselben in dem Gerichtshöfe finden werde, der Freude über
den Besitz des letzteren mit der Zusicherung, sich dieses Vorzugs
dadurch würdig zu machen, daß die Bewohner der Stadt Leipzig
nicht aushören, dem engeren Vaterlande ihre Treue zu bewahren,
und dennoch niemals vergessen, daß dieses nur das Glied eines
großen Ganzen sei, Ausdruck gab und damit den Wunsch verband,
das Bundes-Oberhandelsgericht möge in Leipzig eine bleibende und
ihm selbst genügende Stätte finden und mitten in dem lebendigen
Treiben und Schaffen des täglichen Verkehrs, mitten in der Werk-
statt der freien Wissenschaft den frischen Lebensodem gewinnen,
der auch seine Arbeit durchdringen müsse, wenn sie vom Erfolg
begleitet sein solle.
Der Präsident erwiderte im Namen der Mitglieder und
übrigen Beamten des Gerichtshofes den warmen und herzlichen
Gruß der Stadt Leipzig mit Dank, bemerkte, daß dieselben fast
sämmtlich durch den neuen Beruf zum Verlassen ihrer bisherigen
Heimath genöthigt worden seien, sich jedoch glücklich schätzen, daß
es gerade Leipzig sei, wo sie den neuen Herd begründen sollen,
denn diese Stadt zähle zu den blühendsten Deutschlands, locke
durch einen seltenen Verein der mannigfachsten Vorzüge zum
dauernden Aufenthalte an, erleichtere aber namentlich vermöge
der nationalen Gesinnung ihrer Bewohner das Vergessen der alten
Heimath, und ertheilte die Versicherung, daß die Mitglieder und
Beamten des Bundes - Oberhandelsgerichts bemüht sein werden,
fortan zu den besten Bürgern der Stadt Leipzig zu gehören.