lieber die handelsr. Natur der accefsorischen Rechtsgeschäfte rc. 439
gültig ist, soweit ist auch die dafür geleistete Bürgschaft
unverbindlich.
3) Durch den Hauptvertrag wird die beiden Verträgen gemein-
schaftliche, identische Leistung bestimmt. Es ist ein essentiale der
Bürgschaft, daß sie nur für die durch den Hauptvertrag con-
stituirte Leistung übernommen werden kann. Wo dieß Erforder-
niß nicht gegeben ijt, da liegt überhaupt keine Bürgschaft vor. Wer
sich in duriorem causam, überhaupt in aliam causam, quam quae
credita est, verbindlich macht: der ist kein Bürge.
Javolenus fr. 42 D. de fidej. (46. 1). In aliam
rem, quam quae credita est, fidejussor obligari
non potest.
§ 5 J. de fidej. (5. 21). Fidejussores ita obligari
non possunt, ut plus debeant, quam debet is, pro
quo obligantur. Nam eorum obligatio accessio est
principalis obligationis; nec plus in accessione potest
esse, quam in principali re.
Paulus fr. 49, § 1 D. de verb. obi. (45. 1). Si
stipulatus sim, per te non fieri, quominus mibi ire
agere liceat, et fidejussorem accepero: si per fide-
jussorem steterit, neuter tenetur: si per promis-
sorem uterqu« *)4
4. Wenn schon die Identität der geschuldeten Leistung bewirkte,
daß mit der Tilgung der Hauptschuld auch die Bürgschaftsschuld
als aufgehoben gilt: so hat das accessorische Verhältniß der Bürg-
schaft noch die besondere Folge, daß der Bürge dem Gläubiger alle
acceptiones rei cohaerentes, etiam invito reo, entgegenstellen
kann. Alle dem Hauptschuldner zustehenden Einreden also, sobald
sie nur nicht auf den Schutz seiner Person berechnet sind, sondern
einen aus dem Sachverhältniß erwachsenden Schutz gegen die
Forderung selbst gewähren, kann der Bürge dem Gläubiger entgegen-
setzen. **)
Paulus fr. 7, § 1 D. de except. (44. 1). Rei cohae-
*) Vgl. auch fr. 8, § 7; fr. 34 D. 46. 1, und allg. L.-R., Thl.I, Tit. 14,
§ 277. 280.
**) Puchta Pandekten, §302, S. 434. — Sintenis, Civilrecht, § 32.129,
Bd. I, S.314;Bd.II, S. 829.