Full text: Abhandlungen civilistischen und criminalistischen Inhalts (Bd. 2 (1837))

Zwei Bemerkungen zur Lehre von der culpa. 57
Wenn jemand blos zur diligentia in concreto verpflich-
tet ist/ so kann dieses Verhältniß über die aquilische culpa
nichts entscheiden. Wer die Grenzen seiner Befugnisse über-
schreitend willkürlich mit fremden Sachen verfährt/ die er
innerhalb der Grenzen seines Rechts wie seine eigenen Sachen
behandeln soll/ wird ohne Rücksicht darauf/ wie sein Beneh-
men in eigenen Sachen sonst seyn möge/ verantwortlich und
prästirt daher omnem culpam. Freilich wird man auch hier
so billig seyn müssen/ wie in dem vorausgehenden Falle:
denn was hier in Fällen der diligentia diligenti« gilt/ hat
gewiß auch in jenen Fällen Anwendung/ wo man in der
Beurtheilung der Verantwortlichkeit milder seyn soll. Im
übrigen ist der Satz/ daß man sich bei Mißhandlungen frem-
der Sachen/ auch wenn diese unserer Gewalt unterworfen
smd / nicht auf das Benehmen in eigenen Sachen berufen
könne/ auf das klarste entschieden in l. 24. §. 5. D. 24. 3.
Si maritus saevus in servos dotales fuit, videndum,
an de hoc possit conveniri? Et si quidem tantum in
servos uxoris saevus fuit, constat eum teneri hoc no-
mine, si vero et in suos est natura talis, adhuc di-
cendum est, immoderatam ejus saevitiam hoc judicio
coercendam: Quamvis cum diligentiam uxor eam de-
mum ab eo exigat, quam rebus suis exhibet, nec plus
possit, attamen saevitia, quae in propriis culpanda est,
in alienis coercenda est (hoc est in dotalibus).
Wenn endlich jemand nur zu dolus und culpa lata ver-
bunden ist/ so kann er gleichwohl nicht berechtigt seyn/ nach
Willkühr mit der fremden Sache zu verfahren, und gebraucht
er z. B. die Sache/ welche ihm lediglich zur Verwahrung
gegeben ist/ so versteht stch von selbst/ daß er wegendeS
entstandenen Schadens sich nicht mit dem Mangel de6
dolus in Beziehung auf die Art des Gebrauches
entschuldigen kann. Er ist vielmehr in einem solchen Falle
kur, prästirt den casus, und haftet um so viel mehr für die
aquilische culpa. Aber eines ist doch hier merkwürdig.
Mit der Contraetsklage kann die injuria nicht verfolgt wer-
den/ wenn nicht dolus oder culpa lata nachzuweisen ist/ wie
etwa wenn bei einem unvorsichtigen Gebrauche der Sache/
welche gar nicht gebraucht werden sollte/ dieselbe gestohlen

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