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zum Rauhen, das Flüssige zum Weichen u. s. w. verhalte.
Allerdings müßte diese durchgängige Verhältnißbestimmung
der Erkenntniß reichen Gewinn bringen.
Eduard. Du hast mich ganz gefaßt.
Heinrich. Nur aber erlaube mir auch, alle deine
Reflexion, wie du sie immer setzen magst, als bloße Rech¬
nungen mit Kreide auf eine schwarze Tafel geschrieben zu
betrachten, und alles wegzuwischen, sobald das Facit ge¬
funden ist.
Eduard. Trefflich. Welchen andern Werth könnte
denn auch die Reflexion für uns haben. Sie ist uns ja nur
der Prozeß, durch welchen das Schauen des endlichen Gei=
stes sich hindurch winden muß; und wenn das Schauen
gewonnen ist, wird der Apparat des Prozesses weggewor=
fen. Nur aber wirst du mir zugeben, daß die Reinheit
des Resultakes von der Gesetzmäßigkeit des Prozesses ab¬
hängt, und daß also der Prozeß allerdings alle Aufmerk=
samkeit verdiente.
Heinrich. Ohne Zweifel. Ich sprach nur gegen
die, welche an der Reslerion, als etwas Selbstständigem,
haften.
Eduard. Kindern wird jedes Jnstrument Spiel=
werk, und sie pflegen bekanntlich zu ihrem Spiele eine
wichtige Miene zu machen. Aber sagt nun, ob euch nicht
die Ueberzeugung geworden ist, daß alle Prozesse der Ma¬
thematik nur die leeren Abstraktionen von den lebendigen
Prozessen der Dinge seyen?
Heinrich. Mir scheint wenigstens im physischen
alles lebendig zu seyn, was in der Mathematik todt ist.
Jst nicht in dem Muskelfaser an Faser gelegt, und so
durch Addition der Länge die Breite entstanden, und ist
nicht
Saen