Full text: Hof und Staat (Bd. 2 (1809))

duard. Also das Schicksal fürchtet ihr, und die 
Nothwendigkeit? es scheint euch schrecklich, daß ein Mensch 
ihnen hingegeben sey? 
Philipp. Die Geschichte wird es dir sagen, wie 
von jeher das Innerste des Menschen vor diesen Ideen 
gebebt hat. Erinnere dich an Augustin, und das Schick= 
sal seiner Lehren, und den Märtyrer derselben, den Mönch 
Gottschalk. 
Heinrich. Auch wirst du wissen, wie von jeher 
der Ruf des Fatalismus, wenn er vor einem Philosophen 
hergieng, alles vor ihm zurückschreckte. 
Eduard. Heinrich scheint mehr unsere Zeiten im 
Auge zu haben; denn die Stoiker bekannten den Fatalis¬ 
mus ohne Scheu, und ihr wißt selbst, wie sehr und wie 
lange der Stoicismus in Achtung stand. Unsere Zeiten 
haben nun freylich über dem Reden von Freyheit, Schick¬ 
sal und Nothwendigkeit- fast vergessen; aber glaubt ihr 
daß dadurch die Wahrheit jener Ideen geschwächt sey? 
Philipp. Mir scheint, daß die Menschheit in ihrem 
Fortschreiten sich dem Schicksale und der Nothwendigkeit 
entwunden, und in die Freyheit gerettet habe. 
F 2 
Hein¬
	        
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