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vor dem Schwurgericht zu Rottweil in Würtemberg.
reist ist, um für die auf den Tag des Volksfestes zusammenzube¬
rufende Versammlung in Cannstatt thätig zu sein; daß er an je¬
nem Tage schon in Valingen einigen Demokraten aus Sigmarin¬
gen diesen seinen Plan, sie zur Theilnahme einladend, mitgetheilt;
daß er am 24. September diesen Plan alsbald nach seiner Ankunft
in Rottweil im Rathhaussaale vor mehreren Personen, hierauf vor
den bürgerlichen Collegien und den Bezirksbeamten und dann vor
einer Volksversammlung von 3—-4000 Menschen auseinanderge¬
setzt und in der vor letzterer gehaltenen Rede das Volk gegen die
bestehenden politischen Zustände und Einrichtungen, insbesondere
gegen die Monarchie, aufgereizt, zu nunmehrigem selbstthätigen,
nöthigenfalls gewaltsamen Handeln für die Erringung der aus der
Volkssouveränetät fließenden Volksrechte, namentlich des Rechts
der freien Wahl der ihm, dem Volke, angemessen dünkenden Ver¬
fassung oder Regierungsform aufgefordert und damit die, eine Auf¬
munterung zum Aufstand enthaltende, Hinweisung auf die durch
Struve bewirkte, angeblich von glücklichem Erfolg begleitetete ba¬
dische Schilderhebung und die erfolgreiche Vorbereitung seines Pla¬
nes in andern bedeutendern Städten des Landes verbunden habe.
Gottlieb Rau ist ferner angeklagt: Daß er nach dem Schlusse der
Versammlung, umgeben von seinen Anhängern, in mehreren Wirths¬
häusern die Auseinandersetzung seines Planes und die Werbung
von Theilnehmern an dem bewaffneten Zuge fortgesetzt, ferner
schriftliche Aufforderungen zum Zuzuge an andere Städte gefertigt
und versendet; daß er an dem folgenden Tage (25. Septbr.) die
Mitglieder der Rottweiler reitenden Bürgerwehr angegangen ha¬
be, in die benachbarten Ortschaften hinauszureiten, daselbst Sturm
läuten zu lassen, Alarm zu schlagen und deren Bewohner unter
Drohungen mit Gewalt zum Zuzuge in die Stadt aufzufordern;
daß die Reiter wirklich fast in sämmtliche Orte des Bezirks und
darüber hinaus bis Spaichingen und Tuttlingen geritten, die mei¬
sten derselben die Schultheißen und Gemeindeangehörigen geradezu
aufgefordert, dem Zuge nach Cannstatt sich anzuschließen und zu
diesem Zwecke nach Rottweil zu kommen, einzelne auch Drohungen
gegen sich Weigernde ausgestoßen haben; daß Rau, um die Stadt,
so wie die Orte des Bezirks und angrenzender Bezirke in Beweg¬
ung zu setzen, und die Landleute in die Stadt zu ziehen, zweimal
die Lärmkanone habe lösen lassen; daß er von seiner Hand her¬
rührende Schreiben an die Bürger von Neufra geschickt, wodurch
diese ermahnt wurden, nicht zurückzubleiben, wenn es gelte, das
Vorage
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