A. III. Der Proceß Rau, vor dem Schwurgericht zu Rottweil ec. 59
erste nächst einer Einleitung die Anklageakte, soweit sie Rau
selber betrifft, das Verhör desselben und der ihn betreffenden Zeu¬
gen, im Auszuge;
die zweite einige der wichtigsten Punkte aus den Verhören
seiner Genossen und der, die Vergehungen dieser — insbesondere
den „Schrambacher Zug" — betreffenden Zeugen;
die dritte endlich einen Auszug der Parteivorträge nach
Beendigung der Zeugenvernehmungen, darunter namentlich auch
der originellen Selbstvertheidigung Rau's, so wie das Erkenntniß
des Gerichtshofes umfassen wird.
Um derjenigen unserer Leser willen, die sich nicht mehr so genau der
thatsächlichen Umstände und Verhältnisse erinnern, aus denen das
mehr seltsame Attentat hervorging, das zu diesem Processe Veran¬
lassung gab, schicken wir einige Daten aus dem, an erschütternden
Ereignissen so reichen Monat September d. J. 1848 voraus, wie
sie die A. A. Z. für diesen Zweck zusammengestellt hat.
Wenige Tage, nachdem in Frankfurt ein blutiger Straßen¬
kampf gewüthet hatte, wurde Deutschland von einem zweiten re¬
publikanischen Putschversuche in Baden mit der Nachricht von dem
Einfalle Struve's überrascht, der ein so klägliches Ende nahm.
Ganz um dieselbe Zeit veranstaltete die wenig zahlreiche, aber aus
einigen sehr thätigen Mitgliedern bestehende social-demokratische
Partei in Würtemberg, nachdem sie in ihrem Organ, der frühzei¬
tig untergegangenen „Sonne," tauben Ohren ihre Grundsätze ge¬
predigt, eine Volksversammlung auf dem Volksfestplatze zu Cann¬
statt, in der Hoffnung, sich auf diese Art eine größere Anzahl von
Anhängern zu erwerben. Rau von Gaildorf, der deutsch-katholi¬
sche Prediger Loose, der später nach Chili ausgewanderte Maler
Alexander Simon und andere traten dabei als Redner auf. Auf
dieser übrigens nicht sehr besuchten sogenannten Volksversammlung
scheint der erste äußere Anstoß zu dem Rottweiler Zuge gegeben
worden zu sein, der, vielleicht schon früher von den Führern be¬
schlossen, von da an ein lautes und öffentliches Geheimniß ward.
Inwieweit eine Connexität mit dem Struve'schen Einfall vorhan¬
den war, und wieweit die Absichten überhaupt gingen, muß
der Gang des Processes zeigen; genug, damals ward allgemein
angenommen, der Struve'sche Einfall in Baden am 21. Septem¬
ber und der am 23. September begonnene Versuch Rau's seien
Noge
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