165
Der Notär BEDU war wegen eines Notariatsvergehens vor
das Tribunal gestellt worden, um mit einer Geldstrafe belegt
zu werden. Die Sache kam an den Cassationshof und wurde
(am 16ten Mai 1825) in öffentlicher Sitzung ver¬
handelt, wie daraus zu ersehen, daß man bei
Sirey 26, 1, 226, col. 1.
findet, das Urtheil sei après délibération en la chambre du
conseil ausgesprochen werden.
XII.) Davon, daß auch nur ein Einzigesmal ein Gericht ein
Verfahren der befraglichen Art en la chambre du conseil vor=
genommen hätte, ist keine Spur aufzufinden.
Es scheint demnach gar keinem Zweifel zu unterliegen,
XIII.)
daß die Jnstruktion und der Urtheilspruch gegen Notare in
Fällen der befraglichen Art, sowohl vor den Untergerichten,
als auch vor dem Cassationshofe, öffentlich vor sich gehen
soll. (Vergl. nachstehend §. 17 nebst Anmerkung.)
XIV.) Ob übrigens, angesehen den Art. 87 des cod. de procéd.
verbis:
« Les plaidoiries seront publiques, excepté dans le cas
«ou la loi ordonne qu'elles seront secrètes. Pourra
« cependant le tribunal ordonner qu'elles se feront à
«huis clos, si la discussion publique devait entraîner
« ou scandale ou des inconveniens graves; mais, dans
« ce cas, le tribunal sera tenu d'en délibérer, et de
«rendre compte de sa délibération au procureur géné¬
« ral près la cour royale; et, si la cause est pendante
a dans une cour royale, au ministre de la justice,
verglichen mit dem Art. 7 des K. Decrets vom 20ten April
1810, zweiter Absatz.:
« Les arrêts qui ne sont pas rendus par le nombre
« de juges préscrit, ou qui ont été rendus par des
«juges qui n'ont pas assisté à toutes les audiences de
«la cause, ou qui n'ont pas été rendus publique¬
«ment, ou qui ne contiennent pas les motifs, sont
« déclarés nuls,
ein Gericht, welches eine Sache der befraglichen Gattung
durchgängig en la chambre du conseil behandelt, absolut, —
oder relativ nichtig handle? — ob die Clandestinität einer Cassa=
tion, oder etwa, (nach code de pr. art. 480,) nur erst einer
requête civile Raum gebe? — oder ob ein Gericht, wenn es
sich den Weg der Clandestinität erlaubt, ohne darüber förm=
lich deliberirt zu haben, und ohne davon dem Generalstaats=
anwalte oder dem Justizminister Rechenschaft zu geben
sich einer Censur aussetzt? ist nun eine Frage, welche hier,
als zu weit führend, ausgesetzt bleiben mag.
§. 15 bis.
So gewiß übrigens die befraglichen Proceduren wirklich
richterliche sind, so gewiß sind sie jedoch blose reine Civil¬
Max-Planck-Institut für
europäische Rechtsgeschichte
DFG