setzes, und Vorbereitung zu den Staatsprüfungen wer¬
den namentlich der Hauptzweck des academischen Stu¬
Schule
diums. — Auf der andern Seite sucht die
Kirche und Staat mit ihren Lehren zu unterbauen, was
Dem
besonders von den Lehren der Philosophie gilt.
muß aber auf alle Weise vorgebeugt werden! Denn
alleiniger Maaßstab des Rechten und Guten im gesel¬
ligen Menschenleben ist der Charakter eines gesunden,
kräftigen und braven Mannes. Nur was ein
solcher auffaßt, in sich verarbeitet und wiedergibt, darf
die übrige Gesellschaft als ein Heilsames aufnehmen
und verbreiten. Und darum kann ein Menschenverein
selbst nur für gesund gelten, insofern darin die freie
Entwicklung solcher Charaktere möglich ist. Aus ihnen
geht eine Summe von Empfindungen, Ansichten,
Grundsätzen hervor, die eigentlich die Quellen des Le
bens, Blühens und Gedeihens der Gesellschaft sind,
und es darf daher nichts Praktisch=Allgemeines öffent
lich geschehen, ohne von dieser Quelle durchdrungen,
geläutert, wenigstens bewegt zu seyn. Namentlich aber
darf kein öffentlicher Unterricht gegeben werden in einer
Wissenschaft, die in so enger Beziehung auf das innere
Leben der Gesellschaft steht, als die des Rechtes, ohne
daß derselbe geläutert wird durch den Geist der Wahr
heit, wie ihn ein ächter MannsCharakter erzeugt, und
der wackere Bürger bestätigt. Die Ansichten dieser
über Staat, Recht und Gesetzgebung im Zusammen¬
hange dargestellt zu sehen, ist allerdings ein inneres
Bedürfniß, woraus die vernunftgemäße Begründung
des gegenwärtigen Deutschen Rechtszustandes hervorge¬
hen würde. Zur Lösung dieser Aufgabe ist es beson¬
ders erforderlich, Seelenzustände in sich erzeugen, Ge¬
sinnungen entwickeln, das so erlangte innere Leben zur
Geistesthat steigern zu können, so daß nicht bloß das
allgemeine Wesen der Idee, sondern zugleich die freie
Entwicklung der Persönlichkeit und der praktischen Na¬
turanlagen angeregt und gefördert wird. — Ein sol¬
cher Inbegriff mitbürgerlicher Gesinnungen kann mit
Recht als Grundlage für das Leben im Staatsdienste
angesehen werden.-
Soweit der Verfasser. — Was derselbe bereits vor
zwei Jahren in seinen „Verfuchen über Deutsche Sin¬
nesart mit Beziehung auf Deutsches Recht" über die
Grundmängel unsers heutigen Rechtszustandes und
RechtsStudiums zu bedenken gab, haben wir unserer
Seits dadurch in seiner Wichtigkeit zu bezeichnen ge¬
Max-Planck-Institut für
46
sucht, daß wir eine der ersten Nummern unserer Zei¬
tung diesen Betrachtungen Schildener's widmeten (1. J.
N. 3). Das vorstehend im Auszuge Mitgetheilte for¬
dert uns auf, unsere im Wesentlichen mit denen des
Verf. durchaus übereinstimmenden Ansichten über na¬
tionale Wiederbelebung unsers Rechtszustandes hier in
der Kürze anzudeuten, überzeugt, daß durch ein solches
freies Anschließen und vereintes Ausbilden gemeinsam
gehegter Gedanken, diese selbst die wünschenswerthe äu¬
ßere Anerkennung und Wirksamkeit leichter erlangen.
Was der verehrte Verf. so Treffliches über die
Aussicht der wiedererwachenden Nationalität sagt, ver¬
dient vor allen unsere Beherzigung. Nichts ist näm¬
lich für die freudige und kräftige Thätigkeit des Man¬
nes lähmender, und nichts wirkt daher nachtheiliger
auf häusliches und öffentliches Wohl ein, als jene
mißmüthige Betrachtung einer erschlafften oder rein äu¬
ßerlichen Gegenwart, als jener vernichtende Gedanke,
daß alles Streben doch vergeblich sey, daß alles nur
schlechter, nicht besser werden könne. Wer sollte nicht
den giftigen Einfluß solcher, wenn auch nur augen¬
blicklicher Betrachtungen an sich oder Andern schon er¬
fahren haben? — Aber währénd manche sich gegen ei¬
nen nachtheiligen Einfluß dieser Art durch allgemeine
Reflexionen über das Fortschreiten der Menschheit zum
Bessern und dergleichen zu wappnen suchen, weist un¬
ser Verf. uns mit Recht auf einen ganz andern Grund
unserer Hoffnung und Zuversicht hin — auf das einer
steten Verjüngung entgegengehende Leben christlicher
Nationen! — Wie sehr ist es zu beklagen, daß so viele
wohlmeinende Männer jetziger Zeit das Wesen einer
Nation, ihrem innern unsichtbaren Leben und Wirken
nach, sich nicht deutlich machen können. Das ist aber
der große unersetzliche Verlust, der eine Folge unserer
s. g. Cultur ist. Jenes unselige Gebiet von bloßen
Theorien aller Farben, dem die Mehrzahl unter uns
noch immer verfallen ist, weiß nichts von dem innern
verborgenen Leben der Nationen. Wo einmal eine ächt
nationale Stimme sich vernehmen läßt, da ist sie den
Meisten unverständlich und die thörigsten Hypothesen
werden aufgestellt, um sie zu erklären, oder die schmäh¬
lichsten Anklagen gegen sie erhoben, um sie herabzuwür¬
digen, wie es z. B. neulich dem seinem Geiste nach
wahrhaft national gefühlten und gedachten vielbespro¬
chenen Aufsatze in den Blättern für literärische Unter¬
haltung: „Aus und über Baiern", ergangen ist,