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klagenswerthen, die Richter die Tyrannen. Wie trefflich ihnen
die Vertheidiger bei diesem Volksunterricht in die Hände arbei¬
ten, davon hat auch dies Heft Beispiele genug gegeben.
Glücklicherweise sind wir in der Humanitätstheorie, von die¬
sem Standpunkte aus, in Deutschland noch nicht so weit gekom¬
men; aber Vorzeichen genug einer ähnlichen Laxität lassen sich
hie und dort verspüren. Darum ist es höchst erfreulich, wenn
die Poesie — allerdings eine kräftige Bundesgenossin, wo es sich
von Gewinnung der Herzen handelt, — auch bei uns sich für
die gute Sache thätig zeigt und die falsche Lehre kräftig zu be¬
kämpfen sucht.
Diese wenigen Worte mögen für die Aufnahme nachstehen=
der Zeilen, die einen eben so trefflichen Criminalisten als Dichter
zum Verfasser haben, in diese ernsten Blätter, sprechen. Ich bitte
ihn, den Freund, so wie die Redaction des Morgenblatts, wel=
ches das Gedicht zuerst gegeben, des löblichen Zwecks wegen,
das Plagiat zu entschuldigen.
D. H.
Mumanität des Jahrhunderts.
Motto:
Wenn einem einer ungefragt
Den Bissen Brod von dannen tragt,
So soll sich jener nicht beklagen,
Soll obendrein noch Prosit sagen.
Hensler.
Jüngst ertappt' ich den schlauen Dieb im Hausflur,
Der die goldene Uhr, die mir ein Freund von
Guten Werken geschenkt für eine wackre
Und preiswürdige That .....
denn solche üb
Gar zu gerne; die Tugend bleibt doch ewig
Unser bestes Plaisir ..... ach Götter, was denn
Wollt' ich sagen? Ja so! den Dieb ertappt' ich
Der die goldene Uhr im Fäustchen wegtrug,
Und zur offenen Thür 'naus eben zierlich
Wollte schlüpfen behend' — ich kriegt' ihn dennoch.
Gauner! ruft' ich gewaltsam-zornig schüttelnd
Meinen schlotternden Wicht; verruchter Spitzbub!
Vorlage
Staatsbibliothek
Max-Planck-Institut für
zu Berlin