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XXI. David Mevius.
Observationen, und ließ sie wechselsweise darüber dispu¬
tiren, welches ohne Zweifel weiter nichts, als eine Privat¬
übung gewesen ist. Zur Frühlingszeit des folgenden
Jahrs segelte Mevius erstlich nach Engelland, und be¬
sah die beruͤhmtesten Staͤdte, insonderheit London, Orford
Canterbury; sedann nach Frankreich, auf welcher See¬
farth das Schiff wegen eines entstandenen Sturms dem
Untergang sehr nahe war. Am laͤngsten verweilte er zu
Paris und Orleans, wo er sich die Bibliothek der Deut¬
schen Nation wohl zu Nutze, und mit der Französischen
Sprache immer bekannter machte. Das Ubrige dieser
Stadt hingegen hatte wenige Reitzungen für ihn, weshal¬
ben er wieder nach Paris gieng. Allda geschah es, daß
ihm von einer außerordentlichen Lehrstelle, die er in der
Greifswaldischen Juristenfacultät haben sollte, die erste
Nachricht ertheilt wurde. Der Herbst hatte sich bereits
angefangen, und Mevius war gesonnen, durch Lion,
und die Schweitz nach Strasburg zu reisen, hier den
Winter zuzubringen, und den Doctortitel anzunehmen.
Als ihm aber zu Ohren kam, daß die Straße dahin, we¬
gen der Noͤrdlinger Schlacht, hoͤchst unsicher waͤre, mu߬
te er seinen Vorsatz aͤndern. Er wendete sich nun in den
ersten Tagen des Novembers nach Brüͤssel, Loͤven, Ant¬
werpen, und blieb die Wintermonate zu Leiden, auf wel¬
cher hohen Schule er abermal einen Privatlehrer abgab
und einige junge Studirende theils im Lehnrechte, theils
im Disputiren uͤbte, um sich selbst dabey zu dem ihm be¬
stimmten Professorate mehr Geschicklichkeit zu erwerben.
Im April 1635. war die ganze Reise glücklich ge=
endiget, und sein Verlangen, die große Welt, die ansehn¬
lichsten Gelehrten, kennen zu lernen, ziemlich gestillt.
Gleichwohl spürte er neue Triebe, sofort wieder sein Va¬
terland zu verlassen, da ein reicher Edelmann wuͤnschte,
daß er seinen Sohn durch Deutschland nach Italien be¬
gleiten
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DI
europäische Rechtsgeschichte