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daß jederman ihn als ein statistisches Postulat anse¬
hen solle. Dieses räumt Receys. den Anhängern und
Vetteidigern derselben mit vieler Bereitwilligkeit ein,
daß es allerdings zu wünschen sey, daß in solchen Ge=
genden und Staaten, wo zum Nachteile des Land=
wesens und der Jndüstrie ganze fruchtbare Strecken
des in diesen Ländern existirenden Menschenmangels
halber verwildern und veröden, diesem Mangel abzu=
helfen sey; davon aber kan er sich unmöglich überzeu=
gen, daß es für diejenigen Staaten, in welchen sich
dieser Mangel überal nicht zu Tage gelegt hat, in
welchen es bereits der Menschen so viele giebt, daß
viele junge Bürger desselben, entweder um ihren Un=
terhalt zu finden, auswandern, oder wenn sie das
nicht wollen, mit dem Mangel und Elend kämpfen.
oder wol gar zu ehrenlosen Beschäftigungen, um nur
ihren Hunger zu stillen, ihre Zuflucht nehmen müssen,
die Volksvermehrung als eine Sache anzusehen sey,
welche man zu wünschen und zu predigen Ursache
habe. Was diese Staaten betrift, so wäre es un=
streitig besser, wenn man ihre Fürsten dahin zu brin=
gen suchte, daß sie die Anzahl ihrer Hunde, Pferde,
Lustschlösser, Maitressen und Hofschranzen verminder=
ten, nicht ganze Millionen verschwendeten, um Kost=
barkeiten und Tohrheiten aus allen Winkeln der Erde
zusammen zu holen, nicht Tausende zur Schlachtbank
führten, nicht ganze Familien vertilgeten und ganze
Völkerschaften ausrotteten, um die Grenzen ihres
Landes auf einige Meilen zu erweitern, und dahin=
gegen väterlicher gegen ihre Untertahnen gesint wür=
den, diejenigen unter selbigen, die sich durch Fleis
und Rechtschaffenheit auszeichneten, nicht vergäßen,
sondern in eine bessere und würdigere Lage zu verfezen,
den algemeinen Wohlstand zu befördern, und lieber
die bereits vorhandenen Bürger mit jedem jungen
Tage
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