Ueber die Aufwandgesetze.
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Ueber die
Aufwandgesetze.
Ich mag die Aufwandgesetze betrachten wie ich im¬
mer will, so kann ich niemals finden, daß sie
wirksame Mittel wider das Uebel sind, dem sie steu¬
ren sollen, wider die verderblichen Ausgaben, oder
wider die Verschwendung, oder daß, wenn sie in vielen
Staaten zu diesem Ende wirksam und ausführlich genug
eingerichtet wären, sie nicht der menschlichen Gesellschaft
eher schädlich als nützlich seyn würden.
Ich kann mir aber dennoch eine Art von solchen Ge¬
setzen vorstellen, welche an sich selbst wirksam, für eini¬
ge Menschen nützlich, und auch in ihren Folgen füͤr den
Staat, der sie annimmt, und für die übrige menschli¬
che Gesellschaft unschädlich seyn kann. Nur setze ich
in diesem Staate ein gewisses Maaß von Ehrfurcht füͤr
die Sitten, von gegenseitiger Liebe der Buͤrger und von
unpartheyischer Ueberlegung voraus.
Wo nicht ein gewisser Geist der Mäßigung, der
Bescheidenheit, der Ordnung, den reichern und angese¬
henern Theil der Bürger beseelet; wo nicht diejenigen,
welche einen großen Aufwand machen können, der Em¬
pfindung empfänglich sind, daß sie der Eitelkeit ihrer
mit ihnen auf dergleichen Stufe stehenden minder rei¬
chen
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
europäische Rechtsgeschichte