Full text: Magazin der Gesetzgebung, besonders in den königl. preußischen Staaten (Bd. 1 (1781))

140 | Von dem Einflusse der Sklaverey 
und Liebe dem Eumenes bezeugte, der ihn seinem Sohne 
vorgezogen, und zum Erben eingesetzt hatte. 
Solon, der berühmteste unter den Weisen in Grie¬ 
chenland, gab durch ein Gesetz den Eltern die Erlaub¬ 
niß, ihre Kinder zu tödten. Sext. Empir. lib. 3. 
cap. 24. 
Wird man nun zugeben, daß diese beyden Bey¬ 
spiele einander gleich kommen, näͤmlich Klostergeluͤbde 
und Aussetzen der Kinder, und daß sie in gleicher 
Maaße der Fortpflanzung des Menschengeschlechts scha¬ 
den? Schwerlich sind hier die Vortheile auf Seiten 
des Alterthums. Vielleicht kann indessen durch eine 
sonderbare Zusammenkunft von Ursachen das barbari¬ 
sche Verfahren der Alten diese Zeiten volkreicher ge¬ 
macht haben. Durch eine Wegräͤumung der Furcht 
vor einer zu zahlreichen Familie würde man viele zum 
Heirathen bewegen, und die Macht der eingepflanzten 
Liebe wuͤrde machen, daß verhaͤltnißmaͤßig sehr Wenige 
Standhaftigkeit genug hätten, ihren ersten Entschluß 
in Ausübung zu bringen. 
China, das einzige Land, wo noch heut zu Tage 
dieser grausame Gebrauch, die Kinder auszusetzen, 
herrscht, ist das volkreichste Land, das wir kennen; je¬ 
der heirathet da vor dem zwanzigsten Jahre. Solche 
frühe Heirathen könnten schwerlich allgemein seyn, 
wenn nicht die Leute wuͤßten, daß sie auf eine so leichte 
Art ihrer Kinder los werden könnten. 
Plutarch (de amore prolis) spricht davon als 
von einem sehr allgemeinen Grundsatze der Armen, 
daß 
— 
Max-Planck-Institut für 
DFG 
europäische Rechtsgeschichte
	        
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