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in die Bevölkerung des Staats.
verwünschen, die dem Staate zur Last, und für die
armen Gefangenen, männliche sowohl, als weibliche,
peinigend sind; so ist doch noch die Frage, ob sie der
Bevölkerung des Staats so nachtheilig sind, als man
es sich vorstellt.
Wenn das Land, welches einem Kloster zugehört,
einem Edelmann zustände, so würde er die Einkünfte
daraus auf Hunde, Pferde, Kammerdiener, Laquayen,
Köche und Mägde verwenden, und seine Familie wuͤrde
nicht mehr Bürger liefern, als das Kloster.
Die gewöhnliche Ursache, warum Eltern ihre
Töchter in Nonnenklöster stoßen, ist, daß sie mit kei¬
ner zu zahlreichen Familie mögen beschweret werden.
Die Alten hatten eine eben so unschuldige Methode,
die für die Absicht noch wirksamer war, nämlich, das
Aussetzen der Kinder in den ersten Jahren. Dieß
Verfahren war sehr gemein, und wird von keinem
Schriftsteller dieser Zeiten mit dem Abscheu beschrie¬
ben, den es verdiente, oder selten einmal mit Mis¬
billigung *).
Plutarch, der menschenfreundliche, gutgesinnte
Plutarch, billigt es, auch Seneca (de ira lib. 1.
cap. 15.) billigt das Aussetzen kränklicher und schwäch¬
licher Kinder, und lobt es am Attalus, Könige von
Pergamus, als eine Tugend, daß er alle seine eigenen
Kinder tödtete, oder, wenn man lieber will, aussetzte;
um seines Bruders Sohne Eumenes die Krone zu
lassen, indem er auf diese Weise seine Dankbarkeit
und
) Tacitus de morib. Germ. tadelt es.
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DFG
europäische Rechtsgeschichte
nste.