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Kommentar über Beccar. Werk.
berei wegen an. Man hörte sie ab, und konfron¬
tirte sie mit der Zauberinn. Sie sagten aus, daß
sie in ihren Gliedern ein Jucken empfunden, als wenn
Ameisen sich auf denselben befänden, und daß sie
besessen waͤren. Man holte Aerzte, oder vielmehr
Leute, die man für Aerzte hielt. Sie besichtigten
die Mädchen. Sie suchten auf dem Köͤrper der Mi¬
chaline das Siegel des Teufels, welches in dem Ver¬
balprozeß die satanischen Zeichen hieß. Sie stießen
eine lange Nadel hinein. Das machte da einen
heftigen Schmerz. Es lief Blut aus der Wun¬
de, und Michaline ließ durch ihr Geschrei merken,
daß sie keine unempfindliche Haut habe. Die Rich¬
ter erkannten auf die Tortur, da sie keine vollständige
Beweise von der Hexerei der Chaudron hatten,
und diese lieferte sie in der Geschwindigkeit.
Die
Unglückliche konnte sie nicht aushalten, und gestand,
was man von ihr wissen wollte.
Die Aerzte suchten das Zeichen des Satans noch
immer. Endlich fanden sie auf einer ihrer Lenden ein
kleines schwarzes Zeichen. Sie stießen eine Nadel
hinein. Der Schmerz überwältigte das arme Ge¬
schöpf dergestalt, daß sie nichts fühlte, nicht einmal
schrie. Folglich war das Verbrechen eingestanden.
Weil aber die Sitten sich zu verfeinern anfingen, so
ward sie gehangen, erdrosselt, und dann allererst
verbrannt.
In allen Gerichtshöfen des christlichen Europa
wurden ahnliche Verdammungsurtheile abgefaßt. Ue¬
berall waren für die Herenmeister, so wie für die Kez¬
zer,
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Max-Planck-Institut für
FC
europäische Rechtsgeschichte