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mer Schneider, welcher auch in der Nähe war, und so¬
gleich dahin eilte. Da er das Kind eben so wenig kannte,
als die übrigen, rief er den Eigenthümer Narrenbach
herzu, und dieser erkannte dann auch das Kind schon in
der Ferne für das Kind der Wittwe Rohrbeck. Nun
wurde dasselbe auf den Wagen des Schneider nach der
Wohnung der Rohrbeck gebracht und der Vorfall dem
Schulzen und dem Landrathe angezeigt.
Die gerichtliche Obduction des Leichnams geschah
am 11. von dem Kreis-Physikus Dr. F. zu L. und
dem Kreis=Chirurgus W. — Der Körper war 3 Fuß
8½ Zoll lang und schien von guter kräftiger Constitution
und dem Ansehen nach in einem Alter von 8 — 9 Jah¬
ren. Das Gesicht war ganz, vorzüglich aber die Ohren
von dunkelrother in's blaue fallender Farbe; das Weiße
im Auge leicht geröthet; der Mund fest verschlossen, aus
welchem und der Nase eine schäumige und schleimige Flüs¬
sigkeit floß. Der rechte Fuß war von der Mitte der
Wade bis zur Fußsohle von dunkelblauer Farbe. Auf
dem Rücken bemerkte man ein kleines Blutgeschwür, wel¬
ches bereits geöffnet, und an der linken Schulter ein
ähnliches, welches aber noch nicht reif war. Außerdem
befanden sich am Rücken viele Todtenflecke, der Unter=
leib war aufgetrieben, sonst aber durchaus nichts beson¬
deres am ganzen Körper. Am Kopfe sah man keine
Spur von Sugillation, die Kopfknochen und Hirnhäute
waren ganz unversehrt, die Blutbehälter und Blutgefäße
der Hirnhaut hingegen sehr stark mit dunkelflüssigem
Blute gefüllt; in der rechten großen Hirnhöhle fand man
gegen einen Eßlöffel voll blutiges, wäßriges Extravasat,
in der linken großen Hirnhöhle und in der dritten Hirn¬
höhle, in jeder über einen halben Theelöffel voll, von
der=
Vorage
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