Abhandlungen
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wie in Wetzlar, wo an Judicialtagen die in den
3 Senaten überschiessenden 7 Assessoren an den
Bescheidtisch verwiesen werden, und gewöhnlich
unbeschäfftiget nach Hause gehen. Denn nach
dem Berichte des K. Gerichts an Kaiser und
Reich vom Jahr 1785. kann der Bescheidtisch
den dahin verwiesenen Mitgliedern kaum für ei-
nige Wochen im Jahre Beschäftigung geben.
Der Bescheidtisch also, welcher an dem K. Ge-
richt einen so kostbaren Zeitverlust verursacht
einen Verlust, über den ganz Deutschland, ja das
Gericht selbst und die Procuratoren die grössten
Klagen führen, ist beym Tribunale zu Cassel ei¬
ne nützliche und unbedenkliche Einrichtung (a).
5 4.
Sollicitatur.
Es bleibt ein grosses Uebel, wenn die Ju-
stiz sollicitirt werden muss. Schon an und für
sich setzt Sollicitatur einen Fehler im raschen
Gange der Justiz voraus. Mancherley Kunst-
griffen wird aber auch dadurch der Weg geöff-
net, die unvermögende, oder abwesende Par-
they kommt oft dabey zu kurz, das Gericht
wird gewöhnlich verschrieen, und mancher Refe¬
rent, der das Sollicitiren nicht vertragen kann,
wird von einer Menschlichkeit beschlichen, und
der Sache abhold. Aber bey den höchsten
Reichsgerichten ist es schlechterdings nöthig (b).
und
(a) Mit dem Reichsschlusse von 1788 hat sich hier¬
in die Verfassung am Kammergericht verbessert.
(b) Wer Gelegenheit gehabt hat, die bey dem kais.
Reichshofrathe eingeführten Prozessverzeichnisse
der
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Max-Planck-Institut für
zu Berlin