I. Wirtb. Verhandl. üb. d. neueste frz. Contrib. 429
Sie bitten Ew. H. D., diese Schilderung einer
ernstlichen Aufmerksamkeit zu würdigen, und nach Dero
erleuchteten Einsichten die Folgen unbefangen zu über¬
denken, welche in der Lage der Dinge, die, nach dem ge=
genwärtigen Stand der allgemeinen politischen Verhältnisse
zu urtheilen, mit dem bevorstehenden Frieden wahrschein=
lich eintreten wird, daraus entstehen können, wenn ein
Land, besonders von der geographischen Lage Wirtembergs,
aufs Aeußerste gebracht wird, wenn es sich durch die Maaß=
regeln der Landesregierung in die äußerste Ar¬
muth versenkt sieht, und zu gleicher Zeit durch eine Reihe
von bedenklichen Vorgängen die ganze Verfassung des Lan=
des, selbst die gesetzliche Sicherheit der Personen, durch
Verletzung und Hintansetzung der rechtlichen Formen be¬
drohet halten muß.
Ew. H. D. haben im Anfange Dero Regierung aus
eigener freyer Bewegung die besten Gesinnungen gegen Dero
Land und für die unversehrte Aufrechterhaltung der Landes¬
Verfassung an den Tag gelegt; Höchstdieselben haben un¬
aufgefordert Entschließungen gefaßt, welche die Erleichte¬
rang der Unterthanen zum unmittelbaren Zweck hatten,
ohne auf das Cameral=Interesse Rücksicht zu nehmen.
Man erinnert sich gern und dankbar des von Höchstdenselben
bereits gefaßt gewesenen Entschlusses, die Leibeigenschaft
in dem ganzen Lande aufzuheben, der nur durch die Vor=
stellungen der Cammer von der Unmöglichkeit, die dadurch
entstehenden großen Lücken in den Cameral=Einnahmen aus=
zufüllen, zurückgestellt wurde.
Ew. H. D. beschwören unterth. S., zu diesen landes¬
väterlichen Gesinnungen zurückzukehren, in welchen allein
Sie Selbst Jhre eigene Ruhe und Zufriedenheit wieder
finden können.
Volage
Staatsbibliothek
Max-Planck-Institut für
zu Berlin