I. Baiern.
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der erst 11 Monate an der Regierung ist, — die we¬
sentliche Pflicht auflegen, Einigkeit in der Nation zu
erhalten, um gegen immer andringende Staats=Uebel Kraft
äußern zu können?
Eure Kräfte sind gewiß zu allen Zeiten hinlänglich,
solchen Neuerungen Einhalt zu thun, welche nicht gut sind,
welche auf unrichtigen Grundsätzen ruhen, — welche
dem allgemeinen Wohlstande der Nation schädlich sind;
solchen Neuerungen aber Einhalt zu thun, welche aus
reinen, allgemein als gültig anerkannten Grund¬
sätzen fliessen; — welche das unaufhaltbare Fort¬
schreiten des menschlichen Verstandes, und das Bedürf¬
niß der Zeit jeder achtsamen Regierung abnöthigen,
liegt einmal in Unsern Kräften so wenig, als es in Unsern
Kräften liegt, einen Strom aufzuhalten; — man muß mit
Klugheit, bey Zeiten, und mit Entschlossenheit das ableiten,
was man nur mit großem Nachtheile, vielleicht nur mit
Verlust des Ganzen eine Zeit lang aufhalten könnte.
Um nicht die größte Verantwortlichkeit
auf euch zu laden, wollet ihr vielleicht mit
Uns nicht mehr forthandeln;
— deswegen
bittet ihr Uns um die Einberufung eines all¬
gemeinen Landtages.
Verantwortlich kann man nur über solche Handlungen
werden, welche wider den allgemeinen Wohlstand der Na¬
tion gemacht werden; so lange man diesen befördert, läßt
sich Verantwortlichkeit nicht denken; noch zur Zeit haben
Wir wider den National-Wohlstand nichts gefodert. Wir
sehen also noch nicht ein, warum ihr, ohne verantwortlich
zu werden, mit Uns nicht mehr forthandeln könnet, und
warum ihr deswegen um die Einberufung eines allge¬
meinen Landtages ansuchet? Ihr, die ihr vermöge eurer
ge
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