Full text: Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit und politische Gesetzkunde (Jg. 1844, Bd. 3 (1844))

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Notizenblatt. 
sen Betrachtungen noch hinzu, daß (aus natürlichen und künstlichen Ursachen) 
die Preise der nothwendigen und der bei den unteren Classen eingewöhnten Bedürf¬ 
nißmittel zwar langsam, aber fortdauernd im Steigen begriffen sind, während die 
Lurusartikel von Jahr zu Jahr wohlfeiler werden, — eine Erfahrung, die mehr 
auf dem flachen Lande als in großen Städten gemacht wird; — daß die Spannung 
der Arbeitszeit, um das Nothdürftige zu erwerben, namentlich bei Commerzial¬ 
Gewerben und Fabriken, dem Maximum schon sehr nahe steht; daß endlich, wenn 
sich auch eine regelmäßige Auswanderung von selbst oder mit Beihilfe der Regie¬ 
rung organisirt, in der Regel nicht die Entbehrlichsten, nicht die Aermsten, sondern 
tüchtige und vermögliche Menschen aus den nicht auf den untersten Stufen stehen¬ 
den Classen der Arbeiter den Staat verlassen — wie der Herr Verf. im §. 140 
bemerkt — so dürften wohl zureichende Gründe vorhanden sein, sich der Ansicht 
von Malthus etwas mehr zu nähern, und wir glauben uns nicht dem Vorwurfe 
der Schwarzsichtigkeit auszusetzen, wenn wir aus Thatsachen, die jedem ruhig be¬ 
trachtenden Auge offen liegen, nur mit Wahrscheinlichkeit, nicht mit Nothwendig¬ 
keit, auf eine kommende bedenkliche Vergrößerung der Uebelstände in der bürger¬ 
lichen Gesellschaft schließen. Wie vorzubeugen sei, ist wohl schwer zu sagen; auch 
der Politiker hat seine frommen Gedanken, er muß in gar vielen Stücken auf eine 
höhere Weltordnung vertrauen. Nur so viel steht fest, wie nicht abgeholfen wer¬ 
den kann, nämlich weder dadurch, daß die Regierungen ihre philanthropische Für¬ 
sorge und die Privaten ihren Mildthätigkeitssinn in Gleichgiltigkeit und Härte ver¬ 
kehren, noch auf dem Wege der communistischen Gleichheitsmacher aus rechtlichen, 
sittlichen und Klugheitsgründen. 
4. Bespricht der Herr Verf. die Mittel zur Vermehrung der Bevölkerung, 
wo solche wünschenswerth ist »Die wrksamsten und nachhaltigsten Mittel, die 
Bevölkerung eines Landes zu vermehren (heißt es im §. 139), sind diejenigen 
welche die Production erleichtern, eine bessere Vertheilung des Einkom¬ 
mens bezwecken, und die politischen und kirchlichen Hindernisse der Bevölkerungs¬ 
fortschritte wegräumen. 
5. Mittel gegen Uebervölkerung: Erleichterung der Uebersiedelung von einer 
Gemeinde und Gegend zu der anderen, oder des Ueberganges von einem Gewerbe 
oder Stande zum anderen; Auswanderung (§. 140). Der Herr Verf. ist nicht für 
eine Beförderung der Auswanderung von Staatswegen, weil sie, 
wie schon vorher angedeutet wurde, das persönliche und materielle Capital eines 
Volkes empfindlich zu schmälern geeignet sei, und die Armen, Schwachen und Un¬ 
nützen zurucklasse. Indessen erheische es Pflicht und Interesse des Staates, da wo 
der Drang der Verhältnisse Auswanderungen von selbst erzeugt, die Reise und das 
Unterkommen der Auswanderer durch geeignete Fürsorge zu erleichtern, und der 
Auswanderung wo möglich eine solche Richtung zu geben, welche die Aussicht auf 
einen künftigen nützlichen Wechsel=Verkehr mit den Colonisten eröffnet. 
6 Die Vertheilung der Bevölkerung über das Land mit Rücksicht auf die 
Verbindung ihrer Erwerbs= und Standes=Interessen mit der verschiedenen örtli¬ 
chen Beschaffenheit (§. 141) 
Zum Schluß des fünften Abschnittes: Die Bevölkerung und wirthschaftliche 
Bedeutung der Städte, insbesondere der großen (§. 142). 
(Schluß folgt.) 
Max-Planck-Institut für
	        
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