Full text: Vermischte Abhandlungen und Anmerkungen aus den Geschichten, dem Staatsrechte, der Sittenlehre und den schönen Wissenschaften (1751 (1751))

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Rede wider den Cato. 
durch sein Ansehen gehindert; gute befördert; 
und denjenigen, den er fuͤr einen Wüterich 
hielt, in einen Vater des Vaterlandes ver¬ 
wandelt hatte? 
Schändlicher Ehrgeiz, der in geschmink¬ 
ten Lastern Ruhm suchet! verwerfliche Gro߬ 
muth, die aus Zaghaftigkeit und Verzweiflung 
entsteht! verdammliche Standhaftigkeit, die sich 
den Schluͤssen des ewigen Verhaͤngnisses wi¬ 
dersetzet, sich in die Zeit nicht schiken kann, son¬ 
dern die ganze Welt nach ihrem Kopfe regie¬ 
ren, und ihren Eigensinn zur Richtschnur aller 
Begebenheiten machen will! Ich kann es dir 
nicht vergeben, scharfsinniger Seneca, daß du 
mit deinen Lobspruchen auf diesen Cato so ver¬ 
schwenderisch gewesen bist. Was Virgil, Ho¬ 
raz, Lucan geschrieben haben, das ruͤhrt mich 
gar nicht. Sie waren Poeten, und pflegten 
oft aus Leichtsinnigkeit etwas zu erheben. Du 
aber, der du ein Weltweiser, das ist, ein bil¬ 
liger und gerechter Richter seyn willst, hast dich 
arger, als sie alle, vergangen. Dein eigner 
Tod dünkt mich weit was groͤssers, weit was 
edlers, standhafters und heldenmuͤthigers in 
sich zu fassen. Du stirbst als ein wahrhafter 
Weiser, auf Befehl dessen, der dir zu gebie= 
ten hatte. Du murrest nicht uͤber den Tod, 
du suchest ihn aber auch nicht zu beschleunigen. 
Du fleuchst nicht dein Ende, aber du stüͤrzest 
dich auch selber nicht ins Unglük. Du siehst 
ruhig und gelassen die Purpurtropfen aus dei¬ 
nen Adern quellen, und das Leben vor dem 
Tode 
Max-Planck-Institut für
	        
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