Herrn D. Jo. Ortwin Westenbergs. 645
gehalten. Er hat sich zweymahl verheyrathet. 1697.
ließ er sich Mathilden von Gesseler, seine
Muhme, und nach deren das Jahr darauf erfolgetem
Absterben, Annam Gertruden, aus dem
Wittischen Geschlechte antrauen, aus welchen
beyden Ehen er keine Kinder hinterlassen hat. Er
war von Jugend auf zum Scorbut geneiget, welcher
sich bey seinen unabläßigen Arbeiten immer mehr und
mehr vermehrete, und ihm im Monath Novem=
der 1734. einen Schlagfluß zuzoge, der ihm bey na=
he dem Gebrauch aller seiner Sinnen auf einmahl be=
nahm. Und ohnerachtet er sich von diesem betrübten
Zufalle in etwas wieder erholte; so spührte er doch
seit dieser Zeit einen mercklichen Abgang seiner Kräf=
te, und sonderlich des Gedächtnisses, bis endlich ein
wiederholter Schlag=Fluß diesen auserlesenen Mann
in der Nacht zwischen den letzten Junius und er=
sten Julius des vorigen 1737. Jahres aus dieser
Zeitlichkeit in die ewige Herrlichkeit versetzte, da er
über 70. Jahr gelebet, und 49. Jahr das öffentliche
Lehr=Amt versehen hatte Die Academie hat auch nach
seinem Todte die gebuͤhrende Hochachtung vor die
ausbündigen Verdienste des seeligen Westen¬
bergs bezeuget, und ihm durch seinen Collegen,
Herrn D. Joh. Conrad Ruckern, den 23.
September vorigen Jahres, eine solenne Lei¬
chen=Rede halten lassen, welche in eben diesem Jahre
zu Leyden auf 7. Bogen in 4. abgedrucket worden.
Seine vortrefliche Eigenschafften beschreibet Herr
Rucker mit folgenden schönen Worten sehr leb=
hafft: Elucebat in eius vultu, dictis et factis, admirabi¬
lis quaedam et viro digna grauitas, sed sine supercilio,
et quam singulari comitate condiebat. In familiari
conuictu facilem se praebebat et blandum. Procul ab
omni vano luxu et sobrius, frugalitati seruiebat, et,
aliena non adpetens, relicta et parta labore suo, hone¬
sta parsimonia tuebatur. Pacistudens et a contentio¬
nibus
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Volage
Staatsbibliothek
Max-Planck-Institut für
zu Berlin
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