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Daher soll der Baner keine besondere agrarische Partei in den
Parlamenten zu bilden suchen; denn dies hätte für ihn selbst
die schlimmsten Folgen. Der Bauer kann sich nicht von
den politischen Parteien ablösen, sondern hat
sich in seinem wohlverstandenen eigenen In
teresse an sie anzuschließen. Der Katholik möge
die Centrumspartei, der Protestant für entschieden christ
liche und unabhängige deutscheconservative Männer stim
men, und dabei überzeugt sein, daß er alsdann die besten
Vertreter seiner Gesammt-Interessen findet, weil bei diesen
Männern in politischer, wirthschaftlicher und socialer Beziehung
einzig die von christlichen Geiste erleuchtete Gerechtigkeit
maßgebend ist.
Von dem fortschrittlich-liberalen „Allgemeinen
deutschen Bauernverein", der am 26. November 1883
in Eisenach gegründet wurde, erwarten wir für die Bauernsache
so gut wie nichts. Vor Allem fehlt hier die Grundlage
der Religion, ohne welche nur sociale Auflösung und
fittlicher Niedergang zu erwarten ist. Ferner hat der Libera
lismus mit Abschaffung des Feudalismus in den Jahren 1789
1830 und 1848 seine Mission in dieser Bezie
bung erfüllt, und seitdem durch die schrankenlose Capital
und Creditwirthschaft, in welche er den Bauernstand gestürzt
hat, diesem je länger, desto mehr Nachtheil gebracht. Dort
allein winkt ihm noch eine historische Mision, wo ein freier
Bauernstand erst noch geschaffen werden
— in dem einst slavischen Nordost=Deutschland, in
muß
Mecklenburg, Ostpreußen, Pommern, Schlesten u. s. w. Dort
ist noch ein Volk zu erlösen und — selbstverständlich auf gesetz
lichem Wege, mit erlaubten Mitteln und weiser Mäßigung
in seinen uralten Stammbesitz wieder einzusetzen, der ihm
vor Jahrhunderten entzogen worden ist.
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