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die bäuerlichen Verhältnisse: 13. in der Provinz West
falen (Vicepräsident des westf. Bauernvereins, Winkelmann);
14, in der oldenburgischen Marsch (Geh. Ober
regierungsrath Hoffmeister); 15. in der oldenburgischen
Geest (Generalsekretär v. Mendel); 16, in Schleswig
Holstein mit Ausschluß des Herzogthums Lauenburg (Prä
sident des Landw. Centralvereins, W. H. Bokelmann); 17. im
Herzogthum Braunschweig (Oekonomierath Bürstenbinder);
18. im Fürstenthum Halberstadt (Sekretär W Gerland);
19, im Königreich Sachsen (K. v. Langsdorf); 20. in
Westpreußen (Dr. Oemler); 21. im Kreise Graudenz,
Reg.=Bez. Marienwerder (Conrad Jakobken); 22. im Bezirk
des Ostpreußischen landwirthschaftlichen Centralvereins
(Generalsekretär G. Kreiß in Königsberg). Die Berichte ent
werfen außerordentlich mannichfaltige und interessante Bilder
der bäuerlichen Zustände und erörtern neben den Credit= und
Erbrechtsverhältnissen alle wichtigeren Fragen der Besteuerung
und Bodenvertheilung, des Pachtsystems, des landwirthschaft
lichen Betriebes im engeren und weiteren Sinne, der Neben
industrien, des Gesundheitszustandes u. s. w. Diese Unter
suchungen und Berichte sind höchst dankenswerth, aber sie haben
durchaus nicht jenen Werth und jene Bedeutung, welche die
liberale und demokratische, überhaupt die capita
listische Presse ihnen beilegt. Solche Privatuntersuchungen
gewähren nicht die geringste Bürgschaft, ob die gesammten Ver
hältnisse richtig erforscht und dargestellt worden sind, ob nicht
die vorgefaßte Gesinnung der Untersucher und Darsteller bewußt
oder unbewußt mitgewirkt hat. Mindestens können die Dar
stellungen, so richtig sie vielleicht sein mögen, keine Autorität
für sich beanspruchen. Anders wäre es mit einer amtlichen,
vom Staate veranstalteten Enquête, welche nach englischem
Muster die Betheiligten selbst (Bauern aus jeder Lage) verhören
und deren Aussagen wiedergeben würde. Die Herren, welche
obige Untersuchungen veranstaltet haben, stehen vielfach durch
Bildung, Lebensanschauung und sociale Stellung außerhalb
des Bauernstandes, die meisten unterliegen durchweg capi
talistischen Anschauungen; schon aus diesem Grunde wird das
Bild, welches sie geben, kaum stets das richtige sein.
Sagt doch die capitalistische Kölnische Zeitung (1883 131, II):
„Kein anderer Schluß läßt sich aus den besprochenen
Schriften ziehen, als der sehr erfreuliche, daß die Lage unseres
Bauernstandes im Großen und Ganzen eine solide und
gesunde ist.“ Und die „demokratische" „Frankfurter Zig,
die der „goldenen Internationale" angehört, sagt (1883 Nr.
153): „Am erfreulichsten ist die vom Senatspräsidenten Petersen
gelieferte Darstellung der Lage der ackerbautreibenden
Bevölkerung der Pfalz. Hier haben sich im Laufe der
Zeiten die Verhältnisse in einer Weise entwickelt, wie sie günsti
ger nicht gedacht werden können. Der Bauernstand ist in die
Höhe gekommen, so daß von einer Nothlage desselben