Full text: ¬Die Agrarfrage der Gegenwart (2)

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rane 
heimischen Industrie und des Gewerbestandes und 
entzieht dem Bauer dadurch die besten und natürlichsten 
Abnehmer seiner Erzeugnisse. In der Gegenwart ist 
der Freihandel besonders ruinös für die Landwirth 
schaft, indem sie einerseits vom Capital ausgesogen, 
anderseits durch die capitalistische Partei einer er 
drückenden fremden Concurrenz preisgegeben wird. 
Es bleiben mir also noch 65 M. Diese dividirt mit 6½ gibt 
10 M. — 10 M. also kostet den Landmann durch 
schnittlich der Centner Korn. Nicht gerechnet habe ich 
bei dem Ertrag die allenfallsige Nachernte an Rüben und 
dergl, weil ich den Werth dieser nur als Ersatz des ver 
brauchten Betriebscapitals ansehe, für das ich den 
Ausgaben auch nichts zugerechnet habe. 
Der Rohertrag eines Morgens Korn (mit welcher Cultur 
man den durchschnittlichen Ertrag eines Morgens wohl am 
nächsten bekommt), ist etwa 115 M. Wir schätzen dabei den 
Ctr. Korn zu 10 M., was noch mehr ist wie der Markt 
preis, der oft nur 9 M. beträgt, so daß der Bauer nicht 
einmal seine Selbstkosten erlöst. 6½ Ctr. à 10 M. 
sind 65 M, 25 Ctr. Stroh à 2 M sind 50 M., somit ist 
der Rohertrag eines Morgens höchstens M. 115. Wenn 
wir eine etwaige Nachernte an Rüben und dergl. dazu rechnen, 
kommen wir etwa zu 130 M. Die 7 Morgen tragen also 
roh 910 M. Davon gehen nun ab der jährliche Pachtzins 
mit 220 M., bleiben also 690 M. Es gehen weiter ab für 
Dung und Saatgut etwa 210 M., bleiben noch 480 M. Jetzt 
sollen aber auch die Zinsen bezahlt sein für die 3000 M. 
Schulden, die zur Beschaffung der Wirthschaftseinrichtung ge 
macht wurden, mit mindestens 150 M, bleiben also, wenn's 
gut geht, 330 M. Das ist also der Ertrag der ganzen 
Arbeit, davon muß der Landmann leben und 
Alles bestreiten. Gewöhnlich muß er nebenher noch tag 
löhnern, um das Fehlende zu ersetzen. Man wird nun 
auch begreifen, warum der kleine Bauer auf den Bau 
von Handelsgewächsen, ganz besonders Tabak 
angewiesen ist! Weil sie ihm eine höhere Rente abwerfen 
und seiner Geldnoth einigermaßen abhelfen können. Der 
kleine Bauer ist daher auch ganz vorzugsweise an der 
Freiheit des Tabakbaues interessirt. Wie nun, wenn 
den Bauer ein Unglück trifft, wenn ein Hagelschlag seine Hoff 
nung vernichtet und ihm ost nichts als das Stroh übrig läßt — 
wie, wenn Ueberschwemmung, Mäuse= oder Schneckenfraß ihn 
heimsucht, wenn ihm ein Stück Vieh fällt, wenn er unglücklich 
im Viehhandel ist, wenn er oder seine Angehörigen erkranken 
und dergl.? — Was, ich frage Jeden, was bleibt ihm dann 
übrig als Schulden zu machen, wenn er mit den Seinigen nicht
	        
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