Full text: ¬Die Agrarfrage der Gegenwart (1)

12 
vermieden und so die americanische Uebermacht erhöht 
wird. Doch ist die Ausfuhr von Mehl wegen ver 
schiedener technischen Schwierigkeiten noch beschränkt, 
wird sich aber unzweifelhaft bald stark ausdehnen. 
Dasselbe ist der Fall mit der Ausfuhr von 
selbst solche Maschinen hier lange dauern, welche in Europa 
schnell zerbrechen würden. Die Hilfswerkzeuge für Agricultur 
sind besser geformt, leichter und solider fabricirt als in England 
und ein Yankee gibt sich nicht dazu her, mit einem schlechten 
Werkzeuge zu arbeiten. Wenn aber einmal durch den be 
ständigen Weizenbau und das Verbrennen des Strohes der 
Boden erschöpft und andere Cultur erfordert wird, um denselben 
zu schonen und wieder zu stärken, dann wird auch die Cultur 
und der Erzeugungspreis des Getreides theurer. Daß diese 
Erschöpfung einmal eintreten muß, ist sicher; aber der von 
Urbeginn an angesammelte Humus und das darauf verfaulte 
oder verbrannte Gras haben demselben eine Kraft verliehen, 
die nicht so schnell ausgenützt wird. Wenn man sieht, daß 
der Stand des Weizens nicht schön ist, genügt ein Jahr Anbau 
mit Mais, oder in den nördlichen Gegenden, wo Mais nicht 
mehr gedeiht, ein Jahr Kleebau, um den Boden wieder zu 
kräftigen. Gleichwohl hat der Feldbau in mehreren östlichen 
Staaten gezeigt, daß der Boden nicht unerschöpflich ist, denn 
dort muß bereits gedüngt und ein wohldurchdachter Frucht 
wechsel eingeführt werden 
Nach Weizen ist Mais (in Amerika Corn genannt) die 
bis 
wichtigste Frucht. Derselbe wird vom Golf von Mexiko 
an die Ufer der großen Seen in Canada gebaut. Mais wird 
in allen Formen zur menschlichen Nahrung verwendet, dient 
Ma 
als Viehfutter und zur Mastung und ist ein treffliches 
terial zur Branntweinbrennerei. 
Die Baukosten für ein Hectar werden auf M. 55.50 
in Jowa, im nördlichsten Theile der Vereinigten Staaten, in 
Missouri auf M. 54 gerechnet. Der Ertrag ist durchschnittlich 
36 Hectoliter per Hectar, wovon 1 Hectoliter sich auf M. 1,55 
stellt. Früher erntete man 70 Hectoliter per Hectar, aber 
der beständige Anbau hat die Felder schon geschwächt und 54 
Hectoliter gelten gegenwärtig für einen guten Ertrag. Als 
Durchschnitt werden an vielen Orten nur 30 Hectoliter ange 
nommen. Der Hectoliter ist M. 4,40 werth, daher der Ertrag 
sich per Hectar auf M. 132—264 stellt. In den letzten 
Jahren wechselte der Preis in Columbia und Missouri von 
M. 2,20 bis M. 5,50 per Hectoliter. Gewöhnlich wird Mais 
5 Jahre nacheinander gebaut, bis man eine andere Frucht 
ansäet. Die Kolben werden mit Maschinen entkörnt. Der 
Anbau von Mais hat in den letzten Jahren in America außer 
ordentlich zugenommen; im Jahre 1868 waren circa 14 Mil¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer