Full text: ¬Die Agrarfrage der Gegenwart (1)

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ductive Kraft des Bodens nicht im Gleichgewicht, wie 
es unsere neueren Kenntnisse von den Naturgesetzen des 
Ackerbaues verlangen. Aber bei solcher Fruchtbar 
keit des Bodens wie in Nordamerika kann man Jahr 
zehnte lang Raubbau treiben. Man braucht für 
Düngung wenig oder gar nicht zu sorgen und erzielt 
immer noch reiche Ernten. Berücksichtigen müssen wir 
dazu die besondere amerikanische Bebauungsweise, 
die vielfach auf großen Landgütern (Farmen) mit 
Maschinen wirthschaftet, säet, erntet und drischt, durch 
die Dampfkraft Hunderte von Armen erspart und bei 
dem so billigen Bodenpreis und der vielfachen Ent 
behrlichkeit des Düngers die Körner zu außerordentlich 
niedrigen Preisen gewinnt.* 
Auch in Beziehung auf die spezielle Lage des 
Ackerbaues ist daher Amerika uns sehr rasch überlegen 
geworden. Der deutsche Grundbesitz ist durchweg mit 
capitalistischen Verpflichtungen belastet und nur wenige 
Landwirthe fangen ihre Wirthschaft schuldenfrei an. 
Der Amerikaner aber braucht nicht zu hohen Preisen 
sein väterliches Gut zu übernehmen und den Ge 
schwistern abzukaufen, er wandert nach Westen und 
bekommt dort für wenig Geld die besten Ländereien. 
*) Als Beispiel einer solchen amerikanischen Farm mit 
fabrikmäßigem Betrieb wird häufig die eines Hrn. Dalrymple 
in Dacota angeführt. Dort sind angeblich 70,000 Ares mit 
Weizen angelegt. Auf dieser Farm waren im Jahre 1879, als 
der englische Pächter=Abgesandte Maxwell sie besuchte, 155 selbst 
bindende Mähemaschinen, die je 12 bis 15 Acres täglich mähen 
und binden, 4 Dampfdreschmaschinen, welche je täglich 1000 bis 
1400 Bushels Weizen ausdreschen, und von je 4 Pferden ge 
zogene doppelfurchige Sulkey Pflüge, die täglich 5 Acres um 
brechen, in Thätigkeit. Es ist im Verfahren nur noch eine 
Reform möglich: die Einführung des Dampfpfluges oder 
Dampfgrubbers, welcher die Pflüge=Arbeit um 50 Procent billiger 
herstellen soll, und ferner werden die Löhne erheblich fallen. 
Im Frühling und Herbst zahlte man 3½ bis 5 Pfd. St. 
monatlich, in der Ernte 8 bis 12 sh. täglich nebst voller Be 
köstigung! Trotz dieser hohen Auslagen kostete der mit Weizen 
bestellte Acre, inclusive des Ablieferns des Getreides an der 
Bahnstation, bisher durchschnittlich von 30 bis 35 sh. nur per 
Jahr. Der Ertrag war hier 19 Bushels à 60 lbs., es stellte 
sich also 1 Bushl auf circa 1¾4 sh.
	        
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