Full text: ¬Die Agrarfrage der Gegenwart (1)

Frankreich z B. eine vortreffliche Productions=Statistik. 
Allmälig aber schleicht sich auch in seine Landwirth 
schaft das Deficit ein, über das die deutsche so 
sehr klagt und das nun auch die französische Land 
wirthschaft beunruhigt. Die französische Regierung 
hat nun schon im Jahre 1876 eine Enquête über 
die Verschuldung des Grundbesitzes 
veranstaltet. Ferner hat der Minister für Ackerbau 
und Handel am 7. April 1879 die „Nationale 
Landwirthschaftliche Gesellschaft“ in Paris zu einer 
Untersuchung über die Lage der fran 
zösischen Landwirthschaft und die Mittel 
zu ihrer Hebung aufgefordert. Diese Untersuchung 
wurde durch die Mitglieder jener Gesellschaft ge 
pflogen und ergaben im Wesentlichen einen 
Rückgang der Landwirthschaft, der 
allerdings nach Lage der Dinge erst 
in seiner Anfangsperiode sich be 
findet, aber doch das Schlimmste be 
fürchten läßt. Die Ergebnisse dieser Unter 
suchung finden sich zusammengestellt in dem zwei 
bändigen Werke: Enquête sur la situation de 
Pagriculture en France 1879, faite à la demande 
de M. le ministre de l'agriculture et du com 
Francs. Im Jahre 1869 betrugen die Einnahmen 2056 
Millionen bei 38 Millionen Einwohnern, also 54 Francs per 
Kopf. Im Jahre 1878 hat sich die Bevölkerung auf 37 Mil 
lionen vermindert, die Staatseinnahme auf 2701 Millionen 
Francs erhöht, beträgt also 73 Francs per Kopf! Das Militär 
betrug Mitte der Zwanziger=Jahre 155,000 Mann oder 5 per 
1000 der Bevölkerung. Jetzt absorbiren stehendes Heer und 
Kriegsflotte 15·5 Mann per tausend Einwohner! 
Also stei 
gende Handelsunterbilanz, abnehmende Einnahme 
aus der 
Ausfuhr, fallende Preise der ausgeführten Waaren, steigende 
Staats=, Departements, und Communalabgaben, steigende Arbeits 
entziehung durch Vermehrung der Armee: — Das Ergebniß 
ist, daß Frankreich langsam verarmt. Sein 
jetziger Aufschwung ist nur scheinbar und der Bürgerkrieg, ver 
bunden mit dem rapiden sittlichen Niedergang und der gesell 
schaftlichen Auflösung, was alles in Folge der jetzigen inneren 
Politik mit elementarer Gewalt heranreift, ist nicht einmal 
nothwendig, um diesen Rückgang Frankreichs bald ganz offen 
kundig zu machen.
	        
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