II. Die wirtschaftliche Bedeutung des rheinischen Erbrechtes.
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Code stehende Kreise mit Hofbesiedelung. Sie seien mit einigen, ebenfalls
rein agrarischen, Freiteilungskreisen, zweien aus der Eifel und einem aus der
Ebene im Norden der Eifel, verglichen, wo die Betriebe durchschnittlich sehr
klein sind.
Es betrugen
der Anteil der Betriebe
der Wanderungs
die Einwohner
im Kreise
über 10 ha an der Ge
verlust
zahl pro Hektar
samtwirtschaftsfläche
Kleve
1,10
41,6%
76,0
Mörs
31,6
69,4
1,28
Geldern
1,02
57,7
62,8
Adenau
0,44
78,5
23,2
Montjoie
91,4,
0,51
14,3
Heinsberg
1,45
103,9
20,3
Der Wanderungsverlust ist weit stärker in den Freiteilungskreisen,
selbst wo, wie in Adenau und Montjoie, die Bevölkerung kaum halb so dicht
ist wie am Niederrhein. Das ist nicht gerade wunderbar; die reiche Ebene
vermag absolut und relativ mehr Menschen zu ernähren als die unfruchtbare
Eifel; dagegen hilft die Parzellierung gar nichts.
Nimmt man etwa 50% des Geburtenüberschusses als diejenige Summe
an, die ein rein oder doch verhältnismässig rein landwirtschaftlicher Kreis
naturgemäls als Kontingent für die Industrie, für die zahllosen weiteren an
anderen Orten des Vaterlandes zu bethätigenden wirtschaftlichen und aufser
wirtschaftlichen Zwecke und schliefslich für die Auswanderung stellt, so
liegen die Verhältnisse am Niederrhein nicht ungünstig, zumal Industrie und
Ausland in nächster Nähe ihre Hände den kräftigen Bauernsöhnen verlangend
entgegenstrecken.
c) Das Gebiet des überwiegenden Körnerbaues zeigt nicht diese gün
stigen Erscheinungen. Nur diejenigen Kreise, die zugleich Industrie beher
bergen (Aachen, Düren, Euskirchen), haben einen Wanderungsverlust unter
50%; die überwiegend agrarischen wie Rheinbach, Bergheim, Jülich, Geilen
kirchen erleiden bei weitem höhere Verluste; Erkelenz und Heinsberg haben
sogar absolute Bevölkerungsabnahme. Die Freiteilung, die angeblich den
Bauern selshaft macht, hat hier ihre Kraft nicht bewiesen.
d) Die Gebirgsgegenden haben, wie ein Blick auf die Karte zeigt, durch
weg, wo nicht Grolsindustrie vorhanden ist, enorme Verluste. Am stärksten,
wieder bis zur absoluten Bevölkerungsabnahme gehend, sind diese in den
Kreisen Simmern, Prüm und Bitburg. Sie erklären sich zum Teil und an
einzelnen Stellen durch das Verschwinden früherer Industrieen (Gerbereien,
Tuchfabriken, auch Hüttenwerke). Seit die Steinkohle an die Stelle der
Holzkohle, die Dampfmaschine an die Stelle der Wasserkraft getreten ist.
seitdem vor allem der Verkehr die alten Römerstrafsen der Eifel verlassen
hat und den Schienenwegen der Ebene folgt, vollzieht sich dieser Prozess,
der Rückgang der Industrie in der Eifel, ohne Unterbrechung. Die Frei
teilung, die jede rationelle landwirtschaftliche Kultur in der Eifel verhindert,