Full text: ¬Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preussen (1)

II. Die wirtschaftliche Bedeutung des rheinischen Erbrechtes. 
139 
Code stehende Kreise mit Hofbesiedelung. Sie seien mit einigen, ebenfalls 
rein agrarischen, Freiteilungskreisen, zweien aus der Eifel und einem aus der 
Ebene im Norden der Eifel, verglichen, wo die Betriebe durchschnittlich sehr 
klein sind. 
Es betrugen 
der Anteil der Betriebe 
der Wanderungs 
die Einwohner 
im Kreise 
über 10 ha an der Ge 
verlust 
zahl pro Hektar 
samtwirtschaftsfläche 
Kleve 
1,10 
41,6% 
76,0 
Mörs 
31,6  
69,4 
1,28 
Geldern 
1,02 
57,7 
62,8 
Adenau 
0,44 
78,5  
23,2 
Montjoie 
91,4, 
0,51 
14,3 
Heinsberg 
1,45 
103,9  
20,3 
Der Wanderungsverlust ist weit stärker in den Freiteilungskreisen, 
selbst wo, wie in Adenau und Montjoie, die Bevölkerung kaum halb so dicht 
ist wie am Niederrhein. Das ist nicht gerade wunderbar; die reiche Ebene 
vermag absolut und relativ mehr Menschen zu ernähren als die unfruchtbare 
Eifel; dagegen hilft die Parzellierung gar nichts. 
Nimmt man etwa 50% des Geburtenüberschusses als diejenige Summe 
an, die ein rein oder doch verhältnismässig rein landwirtschaftlicher Kreis 
naturgemäls als Kontingent für die Industrie, für die zahllosen weiteren an 
anderen Orten des Vaterlandes zu bethätigenden wirtschaftlichen und aufser 
wirtschaftlichen Zwecke und schliefslich für die Auswanderung stellt, so 
liegen die Verhältnisse am Niederrhein nicht ungünstig, zumal Industrie und 
Ausland in nächster Nähe ihre Hände den kräftigen Bauernsöhnen verlangend 
entgegenstrecken. 
c) Das Gebiet des überwiegenden Körnerbaues zeigt nicht diese gün 
stigen Erscheinungen. Nur diejenigen Kreise, die zugleich Industrie beher 
bergen (Aachen, Düren, Euskirchen), haben einen Wanderungsverlust unter 
50%; die überwiegend agrarischen wie Rheinbach, Bergheim, Jülich, Geilen 
kirchen erleiden bei weitem höhere Verluste; Erkelenz und Heinsberg haben 
sogar absolute Bevölkerungsabnahme. Die Freiteilung, die angeblich den 
Bauern selshaft macht, hat hier ihre Kraft nicht bewiesen. 
d) Die Gebirgsgegenden haben, wie ein Blick auf die Karte zeigt, durch 
weg, wo nicht Grolsindustrie vorhanden ist, enorme Verluste. Am stärksten, 
wieder bis zur absoluten Bevölkerungsabnahme gehend, sind diese in den 
Kreisen Simmern, Prüm und Bitburg. Sie erklären sich zum Teil und an 
einzelnen Stellen durch das Verschwinden früherer Industrieen (Gerbereien, 
Tuchfabriken, auch Hüttenwerke). Seit die Steinkohle an die Stelle der 
Holzkohle, die Dampfmaschine an die Stelle der Wasserkraft getreten ist. 
seitdem vor allem der Verkehr die alten Römerstrafsen der Eifel verlassen 
hat und den Schienenwegen der Ebene folgt, vollzieht sich dieser Prozess, 
der Rückgang der Industrie in der Eifel, ohne Unterbrechung. Die Frei 
teilung, die jede rationelle landwirtschaftliche Kultur in der Eifel verhindert,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer