Full text: ¬Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preussen (3)

X. Provinz Pommern. 
Gesamtstaat 
Pommern 
55,23 
50,52 
1 662 972 
Ackerland, Gartenland 
9,39 
10,21 
307 459 
Wiesen 
6,54 
6,33 
197220 
Weiden und Hutungen. 
23,50 
20,15 
606 704 
Forsten, Holzungen 
Ödland, 
Haus und Hofräume, Wege 
10,20 
7,87 
236 941 
Gewässer 
zusammen 3011296 
Die für den Ackerbau in Betracht kommende Fläche ist also verhältnis 
mässig gross. Die Ausdehnung der Wiesen und Weiden entspricht dem 
Staatsdurchschnitt, während die Forsten hinter demselben zurückbleiben. Es 
sind hauptsächlich Kiefernwälder auf leichterem Boden. Die letzte oben 
genannte Kategorie verdankt ihren Umfang hauptsächlich den zahlreichen Seen. 
Bodenschätze, denen sich der Bergbau zuwenden könnte, kommen in 
Pommern fast gar nicht in Betracht, zu erwähnen ist höchstens die neuerdings 
in Aufschwung begriffene Kreideschlämmerei auf Rügen. Eine industrielle 
Entwickelung findet sich nur in Stettin und Umgegend, sowie in einigen 
Mittelstädten wie Stargard. Dagegen ist die Schiffahrt und der Seehandel bei 
der maritimem Lage der Provinz von grosser Bedeutung. Pommern nimmt in 
dieser Hinsicht die dritte Stelle unter den preufsischen Küstenprovinzen ein 
(am 1. Januar 1899 hatte Pommern 230 Segelschiffe mit einem Raumgehalt von 
15936 Reg.-Tons und 742 Mann Besatzung, 124 Dampfer mit 65 979 Reg.-Tons 
und 1494 Mann Besatzung und 2 Schleppschiffe). Der Schiffsverkehr Stettins 
mit Einschlufs der Binnenschifffahrt wird nur von dem Hamburgs in Deutsch 
land übertroffen und verdankt seine Ausdehnung vor allem der Oder und der 
Wasserverbindung mit Berlin. Ungünstiger liegen die Verhältnisse für die 
kleineren an der See gelegenen Städte. Früher fand von ihnen aus ein grols 
artiger Getreideexport nach den nordischen Ländern, nach England und Spanien 
statt. Besonders galt dies von Vorpommern, welches dank seiner Frucht 
barkeit am Ende des vorigen und in den ersten Jahrzehnten unseres Jahr 
hunderts einen blühenden Getreideaufsenhandel und einen Wohlstand hatte, 
der vorläufig nicht annähernd wieder erreichbar ist. Nachdem nun aus be 
kannten, hier nicht zu erörternden Gründen dieser Getreideexport aufgehört 
hat, ist durch Importhandel und Entwickelung der Seefischerei nur ein 
schwacher Ersatz geboten, und die kleineren Seestädte haben mit der riesigen 
Ausdehnung der grossen Handelsplätze nicht annähernd Schritt halten können; 
die Anzahl ihrer Schiffe ist nach wie vor im Rückgang begriffen. An ein 
zelnen Küstenstrichen, besonders auf Rügen, Usedom und Wollin ernährt die 
Fremdenindustrie der Seebäder einen Teil der Bevölkerung. Das Verkehrs 
wesen des Binnenlandes war bei der geringen Schiffbarkeit der Küstenflüsse 
und der dünnen Bevölkerung früher sehr wenig entwickelt. Erst in letztem 
Zeit hat der Bau zahlreicher Sekundär- und Kleinbahnen Wandel geschaffen 
und den intensiveren Betrieb der Landwirtschaft begünstigt.
	        
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