Die Grundbesitzverteilung und ihre historischen Grundlagen.
IV. Die Niederlausitz.
Die erst seit 1815 mit Brandenburg verbundene Niederlausitz hat ihre
eigene Geschichte und Entwicklung gehabt. Schon in frühesten Zeiten
haben hier andere Stämme gewohnt als im Brandenburgischen. Es saßen
hier die Sorben, deren Gebiet von der Saale im Westen bis zum Bober im
Östen, von den Lausitzer Bergen und dem Erzgebirge im Süden bis zur
Spree und den Niederungen der Havel im Norden reichte. Als von den
Sachsenkönigen die Slavengebiete in Marken eingeteilt wurden, blieb die
Niederlausitz von Brandenburg getrennt und kam zur Östmark, die sich
zwischen die Nordmark und die Mark Meißen einschob.
Während es den brandenburgischen Liutizen gelang, das Joch der
Ottonen abzuschütteln, und ihre endgültige Unterwerfung erst im 12. Jahr
hundert erfolgte, vermochten es die Sorben nicht, sich zu ähnlicher Tat auf
zuraffen. Die Niederlausitz blieb seit ihrer Eroberung durch Gero den
Großen (963) unterworfen. Denn wenn auch nach Geros Tode die deutsche
Herrschaft nicht lange mehr dauerte und 1002 Boleslav Chobri von Polen
sich des Landes bemächtigte, so wurde doch damit die Fremdherrschaft
nicht abgeschüttelt, sondern nur statt der deutschen, die polnische Knecht
schaft eingetauscht. 1030 kam die Niederlausitz schon wieder unter deutsche
Herrschaft, die sich nun vollends fest und sicher begründete. 1131 wurde
Heinrich von Groitzsch als besonderer Markgraf in der Lausitz bestellt. Nach
seinem Tode (1135) fiel das Land an die Markgrafschaft Meißen, in deren
Bereich es bis 1312 verblieb. Die weitere Geschichte der Niederlausitz ist
reich an wechselvollen Schicksalen. Das Ländchen wurde zum Tausch- und
Pfandobjekt der benachbarten Fürsten und Staaten. 1370 ward es der
Krone Böhmen inkorporiert und galt gleich dieser als nicht zum Reiche
gehörig, wie es auch bei der Kreiseinteilung von 1495 keinem der 10 Reichs
kreise zugeteilt wurde. Zunächst pfandweise, durch den Prager Frieden von
1635 aber definitiv fiel die Niederlausitz an den Kurfürsten von Sachsen,
und unter sächsischer Landesherrschaft ist sie dann fast zwei Jahrhunderte
lang geblieben *).
*) Die wichtigsten Daten aus der Geschichte der Niederlausitz:
963 Eroberung durch Gero.
1002—1030 Boleslav Chobri.
1131—1135 Heinrich von Groitzsch.
1312—1363 Markgrafen von Brandenburg.
1363—1422 Königreich Böhmen.
1422—1448 Verpfändung an Hans von Polenz und seine Söhne.
1448—1461 Kurfürst von Brandenburg.
1461—1620 Böhmen, bis auf die Herrschaften Cottbus und Peitz, die bei Branden
burg blieben; 1559 kamen die Herrschaften Beeskow und Storkow
ebenfalls an Brandenburg.
1620—1815 Kurfürstentum (bezw. Königreich) Sachsen, unter dessen Oberherrlichkeit
1657—1738 die Herzöge von Sachsen-Merseburg die Niederlausitz
regierten.