Wirtschaftliche und soziale Wirkungen der bestehenden Erbgewohnheiten. 115
hier ein erfreulich hoher. Über den Staatsdurchschnitt erhebt sich freilich
die Verschuldung der grösseren Bauern im Amtsgerichtsbezirke Liebenwerda
und überhaupt beim kleinbäuerlichen Besitz (90—300 Mk. Grundsteuerrein
ertrag). Ein lebensvolles Bild von der wirtschaftlichen Bedeutung der vor
handenen Verschuldung lässt sich indessen aus dem Zahlenverhältnis von
Verschuldung und Grundsteuerreinertrag noch nicht gewinnen, weil der Wert
des Grundbesitzes ein lokal sehr verschiedenes Vielfache des Grundsteuer
reinertrags darstellt. Ein solches ergiebt sich erst, wenn die Belastung mit
Grundbuchschulden in Beziehung zum Schätzungswerte des Grundbesitzes ge
setzt wird, wobei dann der Vergleich der sächsischen Amtsgerichtsbezirke mit dem
Staatsdurchschnitt noch mehr zu Gunsten der ersteren ausfällt. Es waren in Pro
zenten des für die Ergänzungssteuer ermittelten Schätzungswertes verschuldet:
Besitzungen von 300—1500 Mk.
Besitzungen von 90—300 Mk.
Grundsteuerreinertrag
Grundsteuerreinertrag
Amtsgerichts
über
30 bis
30 bis
über
bezirk 30 Prozent 60 Prozent 60 Prozent 30 Prozent 60 Prozent 60 Prozent
Gardelegen 83
Calbe a/S.. 72
Liebenwerda. 78
Dagegen i. Staats
durchschnitt: 57
28
Hienach sind die Verschuldungsverhältnisse durchgängig
lediglich
von den kleinbäuerlichen Stellen des Amtsgerichtsbezirks Calbe a/S. ab
gesehen — wesentlich günstiger als im Durchschnitt der 56 preussischen
Amtsgerichtsbezirke. Nur ein minimaler Prozentsatz (3—8 %) ist hoch
verschuldet oder überschuldet.
Eine Bestätigung dieses Ergebnisses für die grösseren Besitzungen
bieten die sonstigen Mitteilungen aus der Statistik der Ergänzungssteuer.
Dieselben beziehen sich indes nur auf die Zensiten des platten Landes
mit mehr als 3000 Mk. Einkommen, schliessen also nur die grossbäuerlichen
und die Grossgrund-Besitzer ein. Auch darf nicht übersehen werden, dass
sich unter den hier in Frage kommenden Zensiten des platten Landes zahl
reiche Personen, die nicht der Landwirtschaft angehören, Beamte, Gewerbe
treibende, Bewohner von städtischen Vororten u. s. w., befinden.
Vom Stande des Vermögens und der Verschuldung dieser Zensiten
ergab sich nach den Steuereinschätzungsresultaten des Jahres 1899/1900
folgendes Bild’). Es setzte sich ihr Vermögen zusammen aus:
Kapitalien Geldwerten,
Kapitalien Grundbesitz
Schulden
Vermögen
Rechten
im Handel
Reg.-Bez.
im Werte
im Werte
im Werte
im Werte
u. Gewerbe
insgesamt
von
i. Werte von
Magdeburg
273 362 998 710 588 046
313 331 1058975792 167 730 231
74711417
Merseburg
212 431 333 744 732 774 51315 816
249 260 1008729 183 207 480 348
’) Mitteilungen aus der Verwaltung der direkten Staatssteuern. Statistik der
Veranlagung zur Ergänzungs- und Einkommensteuer für das Jahr 1899/1900, S. 212 ff.