Full text: ¬Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preussen (7)

Die heutige Vererbung des bäuerl. Grundbesitzes. Die Marsch usw. Die Insel Fehmarn, 463 
geltende dänische Recht erkannte diesen Unterschied nicht mehr an. Das 
Gericht führt nur 2 Fälle an (von 1857 und 1894), in denen ein beträcht 
licher Grundbesitz einem, bezw. zwei Söhnen übertragen wurde, während 
die übrigen Söhne mit einer mäßigen Geldsumme abgefunden wurden. Die 
Übertragung der Ländereien bei Lebzeiten der Eltern ist sehr selten. Da 
gegen werden öfters Testamente errichtet, in denen sich die Ehegatten gegen 
seitig den lebenslänglichen Besitz und Genuß des Gesamtnachlasses sichern. 
Der wirtschaftliche Entstehungsgrund der Parzellierungsgewohnheit is 
darin zu erblicken, daß bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die Seefahrt 
weitaus der wichtigste Erwerbszweig der Föhringer gewesen ist.*) Sie fuhren 
im 17. und 18. Jshrhundert ebenso wie die Sylter und die Bewohner der 
Halligen vornehmlich in holländischen Diensten auf den Walfischfang in den 
nördlichen Meeren, und als dieser Erwerb aufhörte, stellten sie Offi 
ziere und Mannschaften für holländische und hamburgische, auch englische 
Handelsschiffe. Manche erwarben als Schiffskapitäne ein Vermögen, auch 
Steuerleute und Matrosen machten Ersparnisse, um diese dann in ihrem 
Alter zu Hause behaglich zu verzehren. 
Die Landwirtschaft war also für die meisten Bewohner nur Neben 
beruf. Sie blieb den Frauen der abwesenden Männer und den Alten überlassen, 
Es gab aber auch in jedem Dorf mehrere Familien, die sich niemals der 
Seefahrt, sondern lediglich der Landwirtschaft widmeten. Die Hausindustrie: 
Spinnerei, Weberei, Stickerei war noch bis tief ins 19. Jahrhundert auf den 
Geestinseln weit verbreitet. 2) Der Schifferberuf ist neuerdings immer mehr 
abgekommen. Es lebten auf Föhr, einschließlich der Angehörigen:3 
1769 
1803 
1840 
von der Seefahrt 
920 
480 
1634 
543 
589 
797 
„ „ Landwirtschaft 
vom Handwerk 
289 
173 
304 
„ Tagelohn 
106 
274 
305 
Im Dorfe Wrixum auf Föhr gehörten 1769 nach der Volkszählung 
der Seefahrt 313, der Landwirtschaft 133 Personen an. 1803 waren die 
entsprechenden Ziffern 137 und 123, 1840 dagegen 40 und 138. Heute 
sind es 10 und 168. 
Daß die Jugend sich nur noch selten dem seemännischen Berufe zu 
wendet, hängt mit dem Aufkommen der Dampftechnik und der Entwicklung des 
Großbetriebes in der Schiffahrt zusammen; dies erschwerte das Aufsteigen 
zur Stellung des Schiffsoffiziers und machte den Erwerb eines eigenen 
Schiffes unmöglich. Je mehr die Schifferei abnahm, um so mehr wanderten 
die kräftigsten Elemente nach überseeischen Ländern ab. Neuerdings findet 
’) O. C. NERONG, Das Dorf Wrixum. Historisch und topographisch beschrieben. 
Selbstverlag 1898. 
2) G. HANSSEN, Abh. I. S. 300. 
3) NERoNG, a. a. O. S. 11.
	        
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