Full text: ¬Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preussen (2)

Die Folgen der Realteilung. 
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tretendem Verdienst aufserhalb der Landwirtschaft ihren Mann zu ernähren 
vermögen. 
Exakte Untersuchungen über Schulden-Stand und -Bewegung, welche 
auf jene Verhältnisse Rücksicht nehmen, liegen nur für einige wenige Ge 
meinden des Berichtsgebietes vor. 
Wir übergehen einige ältere Angaben für die einzelnen Teile des 
Amtsgerichtsbezirks Linz.*) Sie beziehen sich nur auf die Hypotheken 
bewegung und gipfeln in der Betrachtung, dafs die sehr rasche Zunahme 
der Verschuldung in den Jahren 1872—1881 auf den Rückgang der In 
dustrie und ungünstige Weinjahre zurückzuführen sei. 
Die nachfolgenden Schilderungen für die Gemeinden Horressen (Amts 
gerichtsbezirk Montabaur) und Mensfelden (Amtsgerichtsbezirk Limburg) 
sind den „Ermittelungen über die allgemeine Lage der Landwirtschaft in 
Preufsen“ entnommen 2): 
Die relativ kleine Gemeinde Horressen (1882: 538 ortsanwesende 
Personen, 127 Haushaltungen) liegt auf der untersten Terrasse des Wester 
walds. 44 Haushaltungen betreiben die Landwirtschaft im Hauptberuf, 75 
gehören Taglöhnerfamilien an.3) Die Bevölkerung hat von 1878/79 bis 
1886/87 nur um 45 Köpfe zugenommen. Die Gemarkungsfläche umfasst 
nur 280 ha mit einem Grundsteuerreinertrage von 1682 M (darunter 104 ha 
Ackerland und 71 ha Wiesen). Nicht weniger als 101 ha (darunter 80 ha 
Holzung) sind Gemeindeland. Die klimatischen Verhältnisse werden gekenn 
zeichnet durch ein ziemlich spätes Frühjahr, durch kurze Sommer und frühe 
Winter. In den 60er Jahren hat die Güterkonsolidation die Zugänglichkeit 
der Parzellen sehr erleichtert und einen bedeutenden Aufschwung der Land 
wirtschaft zur Folge gehabt. Obstbau wird ziemlich stark betrieben. Als Spann 
vieh werden meistens Kühe benutzt, deren Milcherträgnis infolge der An 
strengung naturgemäls nur gering ist. Die grösseren Landwirte kaufen im 
Frühjahr ausgewachsene Ochsen, verwenden sie zur Feldarbeit und verkaufen 
sie ausgemästet ein Jahr später. Gewinn aus der Viehzucht findet meistens 
durch Mast statt. In der ganzen Gemeinde wird nur ein Pferd gehalten, 
In den letzten 20 Jahren hat eine Vermehrung des Viehstandes um ca. 50% 
stattgefunden. Industrielle Verhältnisse üben keinen Einflufs auf die wirt 
schaftliche oder soziale Lage der Dorfgenossen aus, auch aus dem Lohn 
fuhrgewerbe ist kein Verdienst zu ziehen, nur das Holzfällen bringt einigen 
Nebenerwerb. Von eigentlicher Rentabilität des landwirtschaftlichen Be 
triebes kann man nach dem Berichte nicht sprechen, die Leute finden 
*) Bericht des Kgl. Amtsrichters DüssEL i. d. „Verhandlungen des Kgl. Landesök. 
Kollegiums“ (III. Session, 2. Sitzungsperiode), Berlin 1883, S. 458 ff. 
2) Bd. I, Berlin 1890, S. 453ff. u. 483 ff. 
3) Unter Taglöhnerfamilien müssen hier solche Familien verstanden sein, deren Grund 
besitz zu ihrer Ernährung nicht hinreicht und deren Mitglieder daher bei den anderen Bauern 
taglöhnern. In der Schilderung der Gemeinde Mensfelden sind sie wohl in den Familien 
enthalten, die Landwirtschaft als „Nebenberuf“ betreiben.
	        
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