§. 298.
redliche Vorgänge bei Creditgeschäften 2°) liegt Wucher nicht in der Über
schreitung irgend einer gesetzlichen Zinstaxe, sondern — unter bestimmten
weiteren Voraussetzungen — in der von Fall zu Fall festzustellenden
„Maßlosigkeit“ der dem Creditgeber 21) gewährten Vermögensvortheile.
Diese Voraussetzungen sind 1) Leichtsinn, Nothlage, Verstandes
die gewöhnlichen
schwäche oder Gemüthsaufregung des Creditnehmers —
Angriffspunkte der Bewucherung, 2) Herbeiführung oder Beförderung des
wirtschaftlichen Verderbens des Creditnehmers durch die bedungenen maß
die gewöhnlichen Folgen der Bewucherung.
losen Vermögensvortheile
Dazu kommt als Bedingung*2) der Nichtigkeit des Geschäftes 3) ein
richterliches Urtheil und zwar Strafurtheil oder — wenn strafgerichtliche
Civilurtheil 24), durch welches das Ge
Verfolgung unmöglich ist ?3)
schäft als nichtig erklärt wird.
Gellers C. Bl. 1899 S. 452 ff., Pfaff
20) Vgl. C. Graf Chorinsky
und Hofmann Excurse I S. 175 ff.,
Wucher in Österreich, Wien 1877 (E
v. Schey Die Oblig. Verh. I/1 S. 137 ff.
aus d. Not. Z. 1875 und 1876; Rec.
21) Jedes Creditgeschäft fällt unter das
von Stöger in d. Jur. Bl. 1877 Nr. 27,
Gesetz. Also nicht bloß das Darlehen,
28, Endemann in d. Jenaer Lit. Ztg.
sondern auch der Kauf auf Borg, die
1877 Nr. 30, E...t in d. krit. Vtljschr.
Stundung von Forderungen 2c., v. Schey
XX S. 251—257, C. G. in Zarncke's
S. 139 Note 18. Ausgenommen sind
Lit. C. Bl. 1878 Nr. 39), A. St. Be
Handelsgeschäfte zwischen Kaufleuten
merkungen zum Ges. v. 14. Juni 1868,
(§. 14 W. G.), ferner nach Art. V Vdg.
in d. Jur. Bl. 1876 Nr. 11, Rosen
v. 28. October 1865 Nr. 110 R. G. Bl.
blatt Zum §. 4 des sog. galizischen
die Forderungen der öffentlichen Credit
Wucherges. v. 19. Juli 1877, in d. G. Z.
institute (Entsch. Sammlung XXVII
1879 Nr. 88, 1880 Nr. 5, Geller, Z.
Nr. 12901; a. M. Pfaff und Hof
Wucherfrage, Wien 1879 (S. A. aus
mann, Excurse I S. 183 ff., v. Schey
G. H. 1879 Nr. 31), v. Madeyski
S. 140 f., aber das W. G. trifft — wegen
Die neue Wuchergesetzgebung vom Stand
§. 14 — eben nicht den „gesammten
punkte des Notariats, in d. Not. Z. 1879
Verkehr“). — Abs. 2 des §. 1 W. G.
Nr. 45—47, 52; 1880 Nr. 51; 1881
hat nur strafrechtliche Bedeutung. Entsch.
Nr. 1, Hasenöhrl I S. 303 ff., Grün
Sammlung XXI Nr. 9504.
wald Zwei Worte über den Wucher, in
22) Hasenöhrl S. 305 Note 66,
d. Not. Z. 1879 Nr. 51, v. Canstein
v. Schey S. 156 f.
Vorschlag zur Wuchergesetzfrage, in d.
23) Also nicht, wenn die Anklage des
G. Z. 1880 Nr. 2—4, v. Stein Der
halb nicht erhoben wird oder nicht zur
Wucher und sein Recht, Wien 1880,
Verurtheilung führt, weil der Thatbestand
Proksch Zum Ges. v. 28. Mai 1881
des Wuchers oder zulängliche Verdachts
Nr. 47, in d. Not. Z. 1881 Nr. 30,
ründe mangeln (Entsch. Sammlung
Ungermann Einige Bemerkungen zum
XIX Nr. 13845), wohl aber, wenn das
Wuchergesetze, in den Jur. Bl. 1883
Strafverfahren etwa wegen des Todes
Nr. 17 (und Nr. 27, 28; dagegen Mai
des Schuldigen oder wegen Verjährung
tisch ebda. Nr. 20, 25), Hauer Z. Be
nicht durchgeführt werden kann.
griffsbestimmung des Wucherdelikts, in
24) Urtheil, weil stets Durchführung
d. Jur. Bl. 1883 Nr. 49, Maitisch
eines Processes erforderlich ist (§. 1
Die Nichtigkeit des Wuchergeschäftes, in
W. G.); es genügt also nicht ein Be
d. Jur. Bl. 1884 Nr. 34—39, 42—44,
schluss im officiosen (Entsch. Sammlung
V. F. Umgehungen des Wuchergesetzes,
XXV Nr. 11945) oder Executionsver
in d. G. H. 1885 Nr. 46, Geller Zwei
fahren (ebda. XXIV Nr. 11038). Auf
Fragen aus der Lehre vom Wucher, in
schiebung der Execution ist zulässig (vgl.
s. C. Bl. V S. 582 ff., Ders. Die Ver
§. 11 W. G.), auch kann der Bewucherte
jährung der Wucherstrafklage, ebda.
schon vor dem Urtheile durch einstweilige
S. 641 ff., o. „Abstracter“ Wucher in