1. Buch. 1. Tit. §. 26.
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bet judex. Noch eins. War nicht gerade zu diesem End
zweck die sogenannte actio in factum ganz vorzüglich einge
führt, daß sie das allgemeine Rechtsmittel seyn sollte, na
türliche Verbindlichkeiten, deren das bürgerliche
Recht nicht gedenket, in foro civili geltend zu ma
) Wer hieran zweifelt, lese nur, was Papinian
chen?
sagt in der L. 1. D. de praescr. verb. Nonnunquam euenit,
ut cessantibus iudiciis proditis et vulgaribus actionibus,
cum proprium nomen invenire non possumus, facile
descendamus ad eas, quae in factum appellantur; und
Pompon erkennt bey dem Mangel der in den bürgerli
chen Gesetzen selbst bestimmten Klagen die Nothwendigkeit
der actionum in factum in folgenden Worten der L. 11.
D. eodem: Quia actionum non plenus numerus esset,
ideo plerumque actiones in factum desiderantur. Eben
dieses bestärkt auch Justinian selbst im §. ult. I. de lege Aqui
lig durch folgendes Beyspiel: Cum non sufficiat neque
directa neque utilis legis Aquiliae actio, placuit eum,
qui obnoxius fuerit, in factum actione teneri. Der
Grund hiervon ist kein anderer, als welchen Paulus
an einem andern Orte L. 2. §. 5. D. de aqua et aquae plu
vige mit folgenden Worten anführt: hoc aequitas suggerit,
). Wer nun bey so klar redenden
etsi iure deficiamur
Ge
23) Chr. Frid. MEIS TER Diss. de in factum actionibus Goettingae
1748. in Syllog. I. Opuscul. N. VII.
24) Mit Recht sagt daher J. L. Schmidt im praktischen Lebr
buch von gerichtlichen Klagen und Einreden (Jena 1786.) §. 26.
S. 44. Sonst bedeutet actio in factum diejenige Klage,
welche weder aus den Worten noch aus dem
Sinn der Gesetze, sondern aus der Billigkeit
entspringt.