Full text: Bitschnau, Otto: Christliche Standes-Unterweisungen

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Da trat Jesus auf, um einerseits als Menschensohn durch seinen freiwilligen Cod 
am Kreuze die Sündenschuld der Nenschen zu zahlen und dem Fürsten dieser Welt die 
Gewalt über dieselben zu entreißen; um andererseits als Gottessohn durch seine Lehre, 
durch sein Gesetz, durch seine Gnade die Menschheit in das Reich Gottes zurück 
zuführen. An dieser Einführung der gefallenen Menschheit in das Reich Gottes unter¬ 
scheidet man drei Perioden: deren Anfang, deren Fortsetzung und deren Vollendung. Den 
Anfang hat Jesus selbst gemacht, indem Er in der Kraft und unter der Leitung des 
hl. Geistes das Lehr=, Hirten= und Priesteramt vollführte bis zu seinem Code am Kreuze 
und bis zu seiner Auffahrt in den Himmel und die ersten an Ihn Glaubenden gewann. 
Die Fortsetzung in allen Ländern der Erde vollzieht er immerfort durch die apostolische 
Hierarchie, d. h. durch den hl. Geist und durch die aus den Gläubigen erwählten und 
bevollmächtigten Stellvertreter im Lehr=, Hirten= und Priesteramte. Die Gesamtheit dieser 
bevollmächtigten Stellvertreter und Amtsnachfolger Jesu nennt man den Priesterstand. 
Die Vollendung wird Er vollziehen am jüngsten Tage, an welchem Er — in 
großer Nacht und Herrlichkeit auf einer Wolke des Himmels zum allgemeinen Weltgerichte 
wieder kommend — die Schafe von den Böcken endgültig scheidet und die Gesegneten des 
Vaters in festlichem Triumphe einführet in den ewigen Besitz des ihnen bereiteten Reiches 
Gottes. 
Zunächst handelt es sich hier um die richtige Erkenntnis der Aufgabe und Be¬ 
stimmung des katholischen Priesterstandes. Ein glaubwürdiger und freundlicher Lehrmeister 
hierüber ist der allverehrte Apostel und Evangelist Johannes, dessen Andenken die ganze 
Christenheit am dritten Oktavtage des freudenreichen Weihnachtsfestes alljährlich dank¬ 
bar feiert. 
An der Wiege des Emanuel (Gott mit uns), des angekommenen Friedensfürsten, 
stehen zwei hl. Jünglinge, der Diakon Stefanus und der Apostel Johannes, von denen 
der erstere Jesus, den König der Unsterblichkeit, durch das blutige Opfer seines Lebens, 
der andere durch das unblutige Opfer seiner Jungfräulichkeit geehrt und verherrlicht hat; 
und beide sind auf Erden Zierden des Priesterstandes gewesen. 
Johannes teilte mit Jesus, dem Menschensohne, die Erde, aus dem königlichen 
Geschlechte Davids abzustammen. Sein Vater Zebedäus war ein angesehener Fischer auf 
dem galiläischen Meere, seine Mutter Salome war nahe verwandt mit der allerseligsten 
Jungfrau Maria, begleitete mit einigen Frauen Jesum, den Prediger der frohen Botschaft 
vom Reiche Gottes, auf seinen Reisen, sorgte für seine Bedürfnisse und fiel einst vor 
Ihm nieder mit flehenden Geberden. Jesus sprach zu ihr: „Was willst du?" Sie ant¬ 
wortete ihm: „Sprich, daß diese meine zwei Söhne (Johannes und Jakobus, der Aeltere) 
in deinem Reiche, einer zu deiner Rechten, der andere zu deiner Linken sitzen werden" 
(Natth. 20, 20 f.); sie stand auf dem Kalvarienberg in liebender Ausdauer neben dem 
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Digitalisierungsvorlage: 
Biblothek 
Max Planck Institute for Hluman Developme
	        
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