Full text: Bitschnau, Otto: Christliche Standes-Unterweisungen

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§ 9. Die Tugend des Gehorsams. 
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Ln jedem Menschen — schon von der Wiege an — be¬ 
 
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8. 
0. 
obachtet man das Sprossen zweier Arten Samen: des 
 
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guten Weizens und des schädlichen Unkrautes, und die 
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Bewegung zweier Arten Kräfte: edler Bestrebungen und 
 
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gesunder Triebe, welche den Willen Gottes, des höchsten 
Herrn, befolgen, auf dem Wege der Pflicht und der Be¬ 
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stimmung fortarbeiten; aber mitten unter denselben auch 
ungeregelte Kräfte, willkürliche Neigungen, welche, von der 
Ligenliebe allein geleitet, von dem Wege der Pflicht 
und der Bestimmung abirren und deshalb für ihn und 
 
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in ihm selbst eine lebenslänglich, mehr oder weniger 
 
schwere Versuchung bilden. Diese Eigenliebe tritt in zwei 
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Formen auf: als Sinnlichkeit, indem sie den Menschen 
 
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reizt zum schrankenlosen Genuß alles dessen, was seinen 
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niedrigen Leidenschaften schmeichelt, ungeachtet dies von Gott 
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verboten und ihm schädlich ist; und als Stolz, indem sie den 
Menschen reizt, den göttlichen und menschlichen Gesetzen zu trotzen 
und im Dünkel völliger Unabhängigkeit sich selbst der alleinige 
Gesetzgeber und Richter zu sein. Die Sinnlichkeit ist die Mutter 
aller Thorheiten des Willens, und der Stolz ist die Mutter aller 
Verirrungen der Vernunft; beide aber — die Sinnlichkeit und 
der Stolz — sind verbunden durch die Eigenliebe, welche den 
armen Nenschen antreibt, sich selbst als den Mittelpunkt von 
allem anzusehen. Diese Eigenliebe ist wahrlich die tiefste Quelle 
aller Übel, welche schon am Kinde zehren, dessen Entwickelung 
hindern, dessen Frieden stören. Die beste, siegesgewisseste, von 
Jesus durch seine Lehre und sein Beispiel den Schülern gegebene Waffe zur vollständigen 
 
 
Digitalisierungsvorlage: 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 
Bibl
	        
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