122
eigensinniges, genußsüchtiges Schaf — dich verirrtest und in Gefahr kamest, von den
Wölfen zerrissen zu werden? Hat Er dich nicht jedesmal wieder gesucht und gesucht bis
Er dich fand? Und dann — hat Er dich etwa zürnend angeflucht, etwa mit der Schippe
geschlagen, etwa an einen Strick gebunden und vor sich hergejagt? Nein, nein, nichts
von alledem. Trotz seiner Müdigkeit hat Er dich auf die Schultern genommen, trotz
seiner wunden Füße hat Er dich heimgetragen, trotz des ausgestandenen Kummers hat Er
seine Freunde und Nachbarn zusammengerufen: „Kommet doch und freuet Luch mit Mir;
denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war." Darum laß doch niemals den
bangen Zweifel in dein Herz kommen: „Hat wohl Jesus im Cabernakel noch einen Vor¬
rat an Trost und Hilfe für mich, oder komme ich zu spät?" Nein — du kommst ge¬
wiß nicht zu spät — nicht einmal schon liegend auf dem Sterbebett. So lange noch die
Sunge eines Priesters mächtig ist zu sagen: „Ich spreche dich los von deinen Sünden;“
so lange die Hand eines Priesters die Kraft noch hat, dir die hl. Hostie zum Genusse
darzureichen; ja solange du noch den Willen hast, eine vollkommene Reue zu erwecken:
ebenso lange ist Jesus dir ein treuer Freund, ebenso lange haltet Er treu dir seinen
feierlichen Eid: So wahr Ich lebe, Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß
er sich bekehre und lebe.“ (Ezech. 33, 11). Wohlan die katholische Glaubenslehre und
die millionenfache Erfahrung bezeugen dir, daß Jesus im Tabernakel dein bester und
treuester Freund ist und bleiben will. Nimm also seine Freundschaft freudig an und sei
dem treuesten
—
glücklich; eile oft und ohne Zagen, deine Bitten vorzutragen Ihm
Gottesherz!
V
5
Digitalisierungsvorlage:
Bibliothek des Bis
Max Planck institute for Hluman Develop