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nur eine relative, in unbegrenzter Progression vermehibare Frei¬
heit für zulässig hält! — In diesen und allen ähnlichen Fällen
nun muss die Psychologie entweder Partei nehmen, sich lur
eine dieser Ansichten entscheiden, oder der Psycholog muss,
und zwar nicht als solcher, sondern als Logiker, Metaphysi¬
ker, Moralphilosoph, ehe er an der Lösung eines Problems sich
versucht, dasselbe auf eine andre ihm eigenthümliche Weise
stellen, indem er die bisherigen Ansichten bestreitet und durch
haltbarere zu ersetzen sucht. Jedenfalls also wird in diesen
höheren Regionen die Psychologie von der systematischen Phi¬
losophie abhängig, und dieses Verhältniss ist nicht etwa als eine
zu überwindende Unvollkommenheit des derzeitigen Standpunkts
der Wissenschaft anzusehen, sondern für alle Zeiten in der
Natur der Sache gegründet. Denn wenn auch eine Zeit zu
erwarten steht, in der die Hauptprobleme der reinen Philosophie
zum Abschluss gekommen seyn werden, so kann es doch nie
dahin kommen, dass die Ergebnisse der wissenschaftlichen Re¬
flexion zu Thatsachen des gemeinen, d. i. natürlichen Bewusst¬
seyns werden. Nie wird mehr geschehen können, als dass sich
das Individuum dieselben zwar auf kürzerem und geebneterem
Wege, doch aber immer wieder nur durch eignes Thun, näm¬
lich durch Reflexion aneignet. Wenn es demnach eine völlig
unbegründete Hoffnung ist, von der Zukunft eine Psychologie
zu erwarten, die, ohne unvollständig zu seyn, blos auf die That¬
sachen des gemeinen Bewusstseyns gestellt, sich aller Streitig¬
keiten der Philosophie überheben könnte, so ist es doch ein
noch weit unhaltbarerer und wahrhaft verkehrter Gedanke, wenn
sich der Empirismus und die an ihn streifende Denkweise ein¬
bildet, durch Psychologie, und zwar nicht durch psychologische
Theorie, sondern durch schlichte Beobachtung, eine Verbesse¬
rung der Philosophie bewirken zu können. Es sollte doch nur
zu bald einleuchten, dass der Gebrauch, den die Wissenschaf¬
ten nach bestimmten Absichten und Zwecken vom Denken
machen, mit der Beobachtung dieses Denkens durchaus nicht
einerlei, dass das wissenschaftliche Denken nicht ein müssiges
ax-Planck-Institut für Bildungsfors