ax-Planck-Institut für
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einem Objecte, dessen Richtung durch eine auf der Netzhaut
senkrecht im Einfallspunkt des Lichtstrahls zu errichtende Ge¬
rade bezeichnet wird. Denn jeder schiefe Stoss wirkt bekannt¬
lich, nach dem Parallelogramm der Kräfte, nur in senkrechter
Richtung auf die Fläche, welche er trifft. Dies bestätigt sich
nun auch durch einen von Porterfield angegebenen Versuch.
Sticht man nämlich in ein Chartenblatt zwei feine Löcher, in
einer Entfernung, die kleiner ist als der Durchmesser der Pu¬
pille, so sieht man, wenn man das Blatt dicht vor das eine
Auge hält und das andre schliesst, Gegenstände, die in gerin¬
gerer Entfernung als die des deutlichen Sehens sich befinden,
z. B. eine Nadel, doppelt. Hält man nun das Blatt so, dass
die Löcher horizontal neben einander liegen und bedeckt durch
ein vorgeschobenes Blatt das eine von beiden Löchern, so ver¬
schwindet jedesmal das auf der andere Seite liegende Bild, also
z. B. das rechte, wenn das linke Loch bedeckt wird. Dies
beweist, dass das rechte Bild von dem durch die linke Oeffnung
fallenden Lichtstrahl herrührt; dass es aber auf die rechte
Seite gesetzt wird, kommt eben daher, dass der Lichtstrahl
einen Eindruck macht, der, wie bei einem stossenden Körper,
nur normal auf die getroffene Fläche statt findet; in die Rich¬
tung dieser Normale fällt nun das rechte Bild. Der Eindruck
aber, den das Licht auf das Auge macht, darf nicht etwa wie
der eines Fingers in Wachs gedacht werden, wobei dieses nur
nachgiebt, ohne zu reagiren. Keine organische Einwir¬
kung ist ohne Reaction, und diese wird der Rich¬
tung des Eindrucks direct entgegengesetzt seyn.
Diese Thätigkeit aber ist es eigentlich, die wir
empfinden, nicht das Eindringen oder den Körper, der ein-
zudringen strebt; und so scheint es uns beim Gesicht wie beim
Gefühl und Getast nicht zu verwundern, wenn wir unsre Ei¬
pfindungen auf ein Aeusseres beziehen, da die Reaction, um
die Wirkung des Eindringens, die nur eine zerstörende seyn
könnte, zu verhüten, nothwendig diesem direct entgegengesetzt